GRUSSWORT
AN DIE RATSVERSAMMLUNG DES LUTHERISCHEN WELTBUNDES IN GENF

Donnerstag, 13. Juni 2019

 

P. Augustinus Sander OSB
Päpstlicher Rat zur Förderung der Einheit der Christen

 

 

Sehr geehrter Herr Präsident Erzbischof Dr. Panti Filibus Musa,
sehr geehrter Herr Generalsekretär Pfr. Dr. Junge,
liebe Schwestern und Brüder in der Gemeinschaft aller Getauften,

 

zu Ihrer diesjährigen Ratsversammlung darf ich Ihnen in ökumenischer Verbundenheit die herzlichen Grüße und Segenswünsche des Präsidenten des Päpstlichen Rates zur Förderung der Einheit der Christen, Kardinal Kurt Koch, und seines Sekretärs, Bischof Brian Farrell, übermitteln.

Vermutlich werden nicht wenige das Ihnen vertraute Gesicht von Monsignore Matthias Türk vermissen, der nach 20jähriger Tätigkeit im Päpstlichen Rat zur Förderung der Einheit der Christen eine neue Aufgabe in seiner Heimatdiözese Würzburg übernommen hat.

Erlauben Sie mir daher als seinem Nachfolger, dass ich mich an dieser Stelle kurz vorstelle. Ich bin Benediktiner der Abtei Maria Laach und war lange Zeit freier Mitarbeiter des Johann-Adam-Möhler-Instituts für Ökumene in Paderborn. Als Mitglied eines Ordens der ungeteilten Kirche und als katholischer Lutherforscher mit den theologischen Schwerpunkten „Amt und Eucharistie“ möchte ich in meinem neuen Verantwortungsbereich sowohl als ökumenischer Benediktiner wie als benediktinischer Ökumeniker zur weiteren katholisch-lutherischen Verständigung beitragen. Ich bin dankbar, in die bewährten Fussstapfen von Monsignore Türk zu treten, und weiß mich zugleich von den „ökumenischen Tugenden“ der Benediktsregel getragen: „honor“ / „Wertschätzung“, „discretio“ / „Unterscheidung“ und „humanitas“ / „Menschenfreundlichkeit“. Ich freue mich auf die zukünftige Zusammenarbeit und danke Ihnen herzlich für Ihre freundliche Einladung.

Auf dem Weg zu größerer katholisch-lutherischer Gemeinschaft haben wir bereits entscheidende Etappen gemeinsam zurückgelegt. Das „Wunder von Lund“ – so möchte ich es nennen – hat sich unserem Gedächtnis als Meilenstein der katholisch-lutherischen Versöhnungsgeschichte unauslöschlich eingeprägt.

Ohne die vorhergehende Vergewisserung durch das Dokument „Vom Konflikt zur Gemeinschaft“ wäre dies kaum möglich gewesen. Doch die liturgische Rezeption und die gemeinsame gottesdienstliche Feier in Lund haben unserer wachsenden Einheit eine neue Qualität gegeben.

In diesem Jahr begehen wir das 20jährige Jubiläum der Gemeinsamen Erklärung zur Rechtfertigungslehre. Die Frage, wie wir ins Heil kommen und wie wir im Heil bleiben, hat – endlich – eine gemeinsame Antwort gefunden. Am kommenden Sonntag werden wir in einem gemeinsamen Gottesdienst davon Zeugnis geben. Wir – das sind nicht nur Lutheraner und Katholiken, sondern ebenso unsere methodistischen, reformierten und anglikanischen Schwestern und Brüder. 20 Jahre nach Augsburg 1999 feiern wir in größerer ökumenischer Gemeinschaft. Die gemeinsame Tagung von Repräsentanten des Lutherischen Weltbundes, des Päpstlichen Rates zur Förderung der Einheit der Christen, des Weltrates Methodistischer Kirchen, der Weltgemeinschaft Reformierter Kirchen und der Anglikanischen Gemeinschaft Ende März dieses Jahres in Notre Dame, Indiana, war ein starkes Zeichen multilateraler ökumenischer Verbundenheit.

Die Wirklichkeit der einen Taufe zu leben ist ökumenische Aufgabe und Verheißung zugleich. Das nun vorliegende Dokument „Baptism and Growth in Communion“ vertieft den theologischen Konsens im Blick auf die Taufe als Sakrament der Einheit und zeigt, daran anknüpfend, weiterführende ekklesiologische Linien auf. Das Dokument öffnet die Augen für das bereits vorhandene implizite ökumenische Potential und expliziert es in einer Weise, die mich neugierig auf die weitere Diskussion und Rezeption macht. Ganz gewiß werden davon auch Impulse für den anstehenden Dialog über Kirche, Eucharistie und Amt ausgehen.

Ihre Tagesordnung, liebe Schwestern und Brüder, zeigt eine Fülle von Themen, die Sie zu beraten oder zu entscheiden haben. Meine Gebete begleiten Sie, damit Sie die inneren und äußeren Herausforderungen dieser Tage gut bewältigen.

Bleiben wir verbunden im Hören auf die Stimme des guten Hirten (vgl. Joh 10,4). Hören wir mit den Ohren des Herzen; bleiben wir hellhörig füreinander, für unseren Auftrag in Kirche und Welt; verschließen wir nicht die Ohren vor den Schreien der Opfer von Gewalt und Ungerechtigkeit. Hören wir, was der Geist den Gemeinden heute sagen will (vgl. Apk 2,7), und werden wir immer mehr Hörende und Horchende in der Gemeinschaft aller Getauften.