Schriftliches Grußwort zum 75jährigen Jubiläum des DNK/LWB

 

Aus Anlass des 75jährigen Jubiläums des Deutschen Nationalkomitees des Lutherischen Weltbundes (DNK/LWB) sende ich der am 7. Oktober 2022 auf der Wartburg zusammengekommenen Festversammlung in ökumenischer Verbundenheit herzliche Grüsse und Segenswünsche.

Die regelmäßigen Rom-Besuche von Vertretern des Deutschen Nationalkomitees sind längst zu einer guten und bewährten Tradition geworden. Dass bei den vielfältigen Begegnungen mit den verschiedenen römischen Institutionen immer auch unser Dikasterium zur Förderung der Einheit der Christen auf dem Programm steht, möchte ich eigens hervorheben. Gerne erinnere ich mich dabei an den offenen menschlichen Austausch und die vertrauensvollen theologischen Gespräche, auch zu noch kontroversen Themen.

Das Deutsche Nationalkomitee bildet „die Kirchengemeinschaft des Lutherischen Weltbundes in Deutschland ab“ (Vereinbarung zwischen dem DNK/LWB und der VELKD vom 7. September 2017). Das deutsche Luthertum, das sich zu seinem größeren Teil in der Vereinigten Evangelisch-Lutherischen Kirche Deutschlands (VELKD) formiert hat und zugleich in einer besonderen Verbindung zur Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) steht, erfährt durch das Deutsche Nationalkomitee eine wichtige perspektivische Ausweitung. Indem das Nationalkomitee vor Ort die Dimension des weltweiten Luthertums einbringt, wird es gleichsam zum ökumenischen Multiplikator.

Die Katholische Kirche nimmt die Stimme des weltweiten Luthertums mit Aufmerksamkeit wahr; denn die approbierten Ergebnisse des theologischen Dialogs mit dem Lutherischen Weltbund haben eine universale ökumenische Reichweite, unbeschadet der erforderlichen Rezeption im jeweils örtlichen Kontext.

Die Ökumenizität des Luthertums wird bereits im Augsburgischen Bekenntnis von 1530 eindrücklich bezeugt. Die Confessio Augustana versteht sich selbst als Dokument ökumenischen Ringens um die seinerzeit gefährdete innerkatholische Einheit. Erst in der weiteren historischen Entwicklung wird sie zur grundlegenden Bekenntnisschrift einer sich ausbildenden Konfessionskirche.

Das 500jährige Augustana-Jubiläum im Jahr 2030 könnte für Katholiken und Lutheraner weltweit ein Anlass sein, die zunächst vor-konfessionelle Bedeutung des Augsburgischen Bekenntnisses neu zu entdecken und dessen ökumenisches Potential weiter zu entfalten. Das Deutsche Nationalkomitee hätte hier eine gewiss lohnende Aufgabe, die diesbezüglich geplanten Initiativen des Lutherischen Weltbundes und unseres Dikasteriums im lokalen Kontext zu vermitteln.

Gehen wir also zuversichtlich weiter auf dem Weg vom Konflikt zur Gemeinschaft und „bitten [wir] den Heiligen Geist, uns zu jener sichtbaren Einheit weiterzuführen, die der Wille Christi ist“ (Gemeinsame Erklärung zur Rechtfertigungslehre“ von 1999, Abschnitt 44).

In dieser geistlichen Verbundenheit danke ich dem Deutschen Nationalkomitee des Lutherischen Weltbundes für sein Engagement für die sichtbare Einheit und grüsse Sie alle sehr herzlich aus Rom.

Ihr

Kurt Kardinal Koch
Präfekt