GRUSSWORT VON KARDINAL KURT KOCH
AUS ANLASS DES WECHSELS IM VORSITZ DES DNK-LWB

11. Dezember 2023

 

 

 

Liebe Frau Landesbischöfin Kühnbaum-Schmidt, lieber Herr Landesbischof i.R. July,

im Blick auf den anstehenden Amtswechsel im Vorsitz des Deutschen Nationalkomitees des Lutherischen Weltbundes (DNK-LWB) sende ich Ihnen meine herzlichen Segenswünsche.

Ihre Entpflichtung als Vorsitzender, lieber Herr Landesbischof, und Ihre Einführung als neue Vorsitzende, liebe Frau Landesbischöfin, markieren einen Übergang, in dem Kontinuität und Erneuerung zusammenklingen.

Gerne erinnere ich mich an vielfältige Begegnungen mit Ihnen beiden - noch im September bei der Vollversammlung des Lutherischen Weltbunds in Krakau oder im Juni aus Anlaß Ihres offiziellen Besuches in Rom. Daß wir einander in einer Atmosphäre des gegenseitigen Respektes, des Wohlwollens und des Vertrauens begegnen können, ist ein besonderes Geschenk. Wir sind Schwestern und Brüder in der Gemeinschaft aller Getauften. Denn die "eine Taufe zur Vergebung der Sünden" (Nizäno-Konstantinopolitanisches Glaubensbekenntnis) ist das unauslöschliche ökumenische Siegel, das uns bleibend prägt. 

Das Deutsche Nationalkomitee bringt gleichsam die Stimme des Weltluthertums in Deutschland zu Gehör. Es ist von entscheidender Bedeutung, daß die Erkenntnisse des internationalen katholisch-lutherischen Dialogs vor Ort gehört und rezipiert werden. Die klassischen Dialogtexte "Das Herrenmahl", "Das Geistliche Amt in der Kirche" oder auch "Einheit vor uns. Modelle, Formen und Phasen katholisch/lutherischer Kirchengemeinschaft" bergen ein ökumenisches Potential, das noch keineswegs überall seinen Platz im lebendigen kirchlichen Bewußtsein gefunden hat.

Wichtig ist aber auch der regionale Dialog, dessen Ergebnisse dann wieder den internationalen katholisch-lutherischen Dialogprozeß beeinflussen. Bislang wurde der katholisch-lutherische Dialog in Deutschland von der Deutschen Bischofskonferenz und der Vereinigten Evangelisch-Lutherischen Kirche (VELKD) getragen. Ich bedaure es, daß insbesondere die Studie "Communio sanctorum" nicht diejenige theologische und kirchliche Akzeptanz erhalten hat, die dieses Dokument verdient. Wir haben darüber bei unserer letzten Begegnung in Rom gesprochen und wir waren übereingekommen, die begonnene Diskussion bei dem nächsten gemeinsamen Treffen im Dikasterium zur Förderung der Einheit der Christen weiterzuführen.

Es wäre gewiß eine Überlegung wert, bei diesem Austausch nicht nur das Deutsche Nationalkomitee als Organisation, sondern auch die mit ihr ja nicht völlig kongruente VELKD als Kirche stärker miteinzubeziehen. In personeller Hinsicht gibt es da viele Schnittmengen, in struktureller Hinsicht aber durchaus Unterschiede, die es dem katholischen Dialogpartner nicht immer leicht machen, die lutherische Stimme aus Deutschland vernehmbar zu identifizieren. Ich könnte mir vorstellen, daß Sie, liebe Frau Landesbischöfin Kühnbaum-Schmidt, als Vorsitzende des DNK-LWB sowie als stellvertretende Leitende Bischöfin der VELKD hier zukünftig eine besondere integrierende Aufgabe haben.

Es wäre schön, wenn es gelingen könnte, im Blick auf das 1700jährige Jubiläum des Konzils von Nizäa im Jahr 2025 sowie hinsichtlich des 500jährigen Jubiläums der Confessio Augustana Invariata im Jahr 2030 das gemeinsame katholisch-lutherische Zeugnis zu stärken. 

Lassen Sie mich Ihnen, lieber Herr Landesbischof i.R. July, an dieser Stelle noch einmal herzlich danken für das offene, immer konstruktive menschliche und theologische Miteinander. In diesen Dank schließe ich ausdrücklich auch Ihre liebe Ehefrau Edeltraud July ein, die Sie in Ihrem ökumenischen Dienst immer interessiert begleitet und unterstützt hat. Die Ökumene ist Ihr Herzensanliegen und bleibt es, auch nach Ihrer Entpflichtung als Vorsitzender des DNK-LWB. Ich bin zuversichtlich, daß Ihre Nachfolgerin dieses ökumenische Engagement weiterführen und vertiefen wird.

Ihnen beiden, liebe Frau Landesbischöfin Kühnbaum-Schmidt, lieber Herr Landesbischof i.R. July, erbitte ich Gottes Segen und Beistand und grüße Sie in diesen adventlichen Tagen herzlich aus Rom

Ihr

 

Kurt Kardinal Koch

Präfekt