CHRISTEN IM NAHEN OSTEN UND CHRISTLICHE EINHEIT

Zweiter Jahrestag der Begegnung von
Papst Franziskus und Patriarch Kyrill in Havanna[1]

 

 

Kurt Cardinal Koch

 

Eminenzen und Exzellenzen
Verehrte Vertreter des diplomatischen und akademischen Korps
Verehrte Patres, Schwestern und Brüder
Liebe Freunde

 

„Unser Augenmerk richtet sich in erster Linie auf die Gebiete in der Welt, wo die Christen Opfer von Verfolgung sind. In vielen Ländern des Nahen Ostens und Nordafrikas werden Familien, Dörfer und ganze Städte unserer Brüder und Schwestern in Christus ausgelöscht. Ihre Kirchen werden verwüstet und barbarisch ausgeplündert, ihre sakralen Gegenstände profaniert, ihre Denkmale zerstört. In Syrien, im Irak und in anderen Ländern des Nahen Ostens stellen wir mit Schmerz eine massenhafte Abwanderung der Christen fest, aus dem Gebiet, in dem sich unser Glaube einst auszubreiten begonnen hat und wo sie seit den Zeiten der Apostel zusammen mit anderen Religionsgemeinschaften gelebt haben.“[2]

Dieser Punkt 8 in der Gemeinsamen Erklärung, die Papst Franziskus und Patriarch Kyrill in Havanna unterzeichnet haben, steht im Mittelpunkt des zweiten Jahrestages dieser historischen Begegnung zwischen dem Bischof von Rom und dem Patriarchen von Moskau und dem ganzen Rus. Er findet genau zwei Jahre nach der Begegnung in Havanna am 12. Februar 2016 statt. Ihn mit Ihnen hier in Wien begehen zu dürfen, freut mich besonders. Denn Wien ist ein bedeutender Ort des Dialogs zwischen den Christen im Orient und im Okzident. Unter den zahlreichen Gestalten, die für diesen Dialog symbolisch sind, darf ich vor allem an Franz Kardinal König erinnern. Seine Intuitionen bleiben bis heute bedeutsam, besonders seine bemerkenswerte Gründung von Pro Oriente, die eine wichtige Rolle in den Beziehungen zwischen den Christen in Ost und West gespielt hat und weiterhin spielt, vor allem in akademischer Hinsicht.

Ich danke herzlich Seiner Eminenz, Christoph Kardinal Schönborn für seine liebenswürdige Einladung, den zweiten Jahrestag hier in Wien zu begehen, und für seine grosszügige Gastfreundschaft. In meinen Dank schliesse ich auch sein vielfältiges Bemühen ein, die desolate Situation der Christen im Nahen Osten bewusst zu machen und konkret zu helfen. Ich danke seiner Exzellenz, Erzbischof Peter Zurbriggen, dem Apostolischen Nuntius in Österreich. Meine Anerkennung richtet sich auch an seine Eminenz, den Metropoliten Hilarion, der vorgeschlagen hat, den zweiten Jahrestag in jener Stadt zu feiern, in der er als Bischof gewirkt hat, bevor er Präsident des Departements der kirchlichen Aussenbeziehungen des Patriarchats von Moskau geworden ist. Gerne drücke ich auch meine Dankbarkeit gegenüber der Päpstlichen Stiftung Kirche in Not aus, die aktiv an der Vorbereitung dieses Jahrestags mitgewirkt hat. Ihnen allen, Vertretern von verschiedenen Kirchen, vor allem im Nahen Osten, Vertretern des diplomatischen Korps und der akademischen und universitären Welt und Ihnen allen, die sich von den wichtigen Fragen, die wir heute besprechen, berühren lassen, danke ich herzlich für Ihre Gegenwart.

Die Sorge um die Christen und Christinnen im Nahen Osten hat nicht nur in der Gemeinsamen Erklärung von Papst Franziskus und Patriarch Kyrill ein besonderes Gewicht; sie dürfte auch einer der ausschlaggebenden Gründe dafür gewesen sein, dass Patriarch Kyrill zur Überzeugung gekommen ist, dass die Zeit für das lang ersehnte Treffen zwischen beiden Kirchenführern reif geworden ist. Patriarch Kyrill ist überzeugt gewesen, dass angesichts der dramatischen Situation der Christen vor allem in Syrien und im Irak die Kirchen gemeinsam ihre Stimmer erheben müssen. Diese Sorge bildet deshalb mit Recht das Hauptthema beim zweiten Jahrestag des Treffens von Havanna und stellt uns vor die Frage, wie wir uns zum Leiden der Christen und Christinnen im Nahen Osten verhalten und wie wir ihnen helfen können.

 

Humanitäre Hilfe durch die Katholische Kirche

Beginnen wir mit dem, was am dringendsten nötig ist, nämlich mit der humanitären Hilfe, um dem menschlichen Leiden zu begegnen, von dem Millionen von unschuldigen Kindern und anderen Bürgern betroffen sind, die ihrer Güter und der elementarsten Dienste beraubt sind. „Die schrecklichen Konsequenzen der bewaffneten Auseinandersetzungen in Syrien und im Irak für die Zivilbevölkerungen wie auch für das kulturelle Erbe stellen eine der bedrückendsten humanitären Tragödien der letzten Jahrzehnte dar“[3], wie Papst Franziskus betont und immer wieder die Respektierung des Internationalen Humanitären Rechts eingefordert hat, vor allem was den Schutz der Zivilbevölkerung und den Zugang zur notwendigen medizinischen Hilfe betrifft.

Ich erlaube mir, zur Veranschaulichung der christlichen Solidarität einige Zahlen zu nennen, was die konkrete Hilfe betrifft, mit der der humanitären Krise in Syrien und in der Region begegnet wird, sei sie direkt von Seiten des Heiligen Stuhles, und zwar durch die Vermittlung des Päpstlichen Rates „Cor Unum“, heute des „Dikasteriums für den Dienst zugunsten der ganzheitlichen Entwicklung des Menschen“, oder durch das Netz von katholischen karitativen Organisationen. Im Jahre 2015 haben Entitäten der Katholischen Kirche (Diözesen, katholische Hilfsorganisationen oder NGO) Fonds erhalten, die von von nationalen Bischofskonferenzen ausgerichteten Appellen und privaten Gaben von katholischen Gläubigen herrühren und die humanitäre Hilfe in der Höhe von 150 Millionen Dollars zugunsten von mehr als vier Millionen Personen ermöglicht haben. Im Jahre 2016 wurde dieser Betrag um einen Drittel erhöht, und für das Jahr 2017 sind von der Katholischen Kirche 200 Millionen Dollar zugunsten von 4, 6 Millionen Personen in Syrien und in der nahe gelegenen Region gegeben worden.

Im Blick auf die aktuelle Hoffnung zur Bewältigung der Krise sind die humanitären Bemühungen der Katholischen Kirche immer mehr nicht nur auf die Nothilfe konzentriert, sondern auch auf die langfristigen Bedürfnisse der Flüchtlinge und der Empfangsländer, vor allem auf die Erziehung. Die hauptsächlichen und vorrangigen Bereiche für die katholischen Agenturen sind im Jahre 2015 die folgenden gewesen: Erziehung (37 Millionen Dollar für die Erziehungsprogramme im Libanon und in Jordanien), Ernährungshilfe (30 Millionen, davon 25 Millionen in Syrien), Gesundheit (ungefähr 16 Millionen in Syrien, Jordanien und Irak), Unterbringung von Menschen (10 Millionen) und andere Hilfe (etwa 30 Millionen in Syrien und Irak). Ein zusätzlicher Beitrag von zwölf Millionen wurde für die Hilfe im Gesundheitswesen und bei der sozio-psychologischen Betreuung aufgebracht.

Dabei ist es wichtig zu unterstreichen, dass die katholischen Entitäten und Agenturen bei der Verteilung der Hilfe keinen Unterschied machen, was die religiöse oder ethnische Identität derjenigen Menschen betrifft, die Hilfe nötig haben, und dass sie die erste Priorität den am meisten Verwundeten und Bedürftigsten zuwenden. Dies zeigt sich vor allem bei der Eröffnung einer Stelle der Caritas in der muslimischen Region von Ost-Aleppo und beim Projekt „Offene Spitäler“, das darauf zielt, die katholischen Spitäler von Aleppo und Damaskus zu öffnen und sie für die Bevölkerung zugänglich zu machen, vor allem für die Ärmsten und am meisten Benachteiligten, und zwar unabhängig von ihrer Identität.

Dankbar erwähne ich die Arbeit von vielen katholischen Organisationen, wobei ich unter den zahlreichen Initiativen vor allem die Rolle der Päpstlichen Stiftung „Kirche in Not“ hervorheben möchte. Allein für den Irak hat „Kirche in Not“ in den Jahren von 2011 bis 2017 eine Hilfe von 35, 7 Millionen Euro erbracht. Im Jahre 2017 betrug die Hilfe 9, 4 Millionen Euro im Irak und 5, 7 Millionen Euro in Syrien, vor allem für humanitäre Nothilfe, aber auch für Wiederaufbau, Bildung und pastorale Hilfe. Ich bin vor allem dankbar, dass diese Hilfe in ökumenischer Zusammenarbeit erbracht werden kann, wie dies vor allem in Syrien für das Projekt „Food baskets“ zutrifft, das neun verschiedene christliche Kirchen impliziert, oder für das Hilfsprojekt für Schulen, von dem mehr als 9000 junge Schüler profitieren.

Ein anderes bedeutendes Beispiel ist das Wirken der französischen Assoziation „L´Oeuvre d´Orient“, die in der Mitte des 19. Jahrhunderts gegründet worden ist, um den orientalischen Christen beizustehen. Im Jahre 2016 wurden 19 Millionen ausgegeben, davon fünf im Libanon (beziehungsweise 13 Millionen seit dem Beginn des Konflikts in Syrien im Jahre 2012), 4, 5 Millionen im Irak (beziehungsweise 8, 6 Millionen seit der Einnahme von Mosul im Jahre 2014), 2, 7 Millionen in Syrien (beziehungsweise 9 Millionen seit dem Jahre 2012). Unter den 1500 Projekten, die von der Assoziation unterstützt werden, möchte ich vor allem die Wohnungen für 134 Familien in Erbil, die Studienfinanzierung für 800 christliche, jesidische und muslimische Studenten erwähnen, die von der Ebene von Ninive und Mosul vertrieben worden sind. Es ist sehr ermutigend, feststellen zu dürfen, dass die Gaben, die von Christen im Westen gegeben werden (vom „L´Oeuvre d´Orient“ allein 76´000) von Jahr zu Jahr zunehmen.

 

Wiederaufbau - auch ein ökumenisches Unternehmen

Zu erwähnen ist auch der Wiederaufbau von Häusern, Dörfern und Städten. Er stellt die erste und fundamentale Bedingung dafür dar, dass die Christen in ihr eigenes Land zurück kehren können. Dazu gehört auch der Wiederaufbau von zahlreichen religiösen Gebäuden, die im Krieg zerstört worden sind. Der Wiederaufbau von Heiligen Orten, von Kirchen und pastoralen Strukturen ist in der Tat unerlässlich, und zwar nicht nur weil sie Teil des kulturellen und spirituellen Erbes dieser Region sind, sondern auch als Zeichen der Hoffnung und Ermutigung für die Christen, die dieses Land seit Beginn des Christentums bewohnen.

Um den Wiederaufbau in die Wege zu leiten, aber auch als Zeugnis für die künftigen Generationen, ist eine vorbereitende Dokumentation wichtig. Ich bin deshalb dankbar, dass heute Abend eine von „Kirche in  Not“ vorbereitete Broschüre vorgestellt wird, die zahlreiche kulturelle und pastorale Anlagen katalogisiert, die durch den Krieg in Syrien zerstört oder beschädigt worden sind. Die Gebäude gehören verschiedenen christlichen Kirchen, der Assyrischen, Armenisch-apostolischen, Armenisch-katholischen, Griechisch-orthodoxen, Syrisch-orthodoxen, Syrisch-katholischen, Maronitischen, Melkitischen und Lateinischen. Der Kontext eines jeden Gebäudes ist in der Broschüre kurz beschrieben; doch die Photographien sprechen von selbst von der andauernden schrecklichen Gewalt, die ein Journalist unlängst mit diesen Worten ausgedrückt hat: „Wenn man sich den Weltuntergang vorstellt, dann ist Mosul Kulisse.“ Ich hoffe deshalb, dass die genannte Broschüre, die unter dem Patronat des Departements der kirchlichen Aussenbeziehungen des Patriarchats von Moskau und des Päpstlichen Rates zur Förderung der Einheit der Christen veröffentlicht worden ist, die Menschen guten Willens inspirieren wird, diese Initiative zu unterstützen. Denn die Hilfe für die Christen in Syrien ist ein guter Weg, den Frieden im Nahen Osten zu fördern. Ich bin dankbar, dass es sich auch hier um eine Domäne der ökumenischen Zusammenarbeit zwischen der Russisch-Orthodoxen und der Katholischen Kirche handelt.

Der notwendige Wiederaufbau bezieht sich aber nicht nur auf die Gebäude und materielle Wirklichkeiten, sondern auch und vor allem auf die psychische und geistliche Infrastruktur der Menschen, wie diese Notwendigkeit Papst Franziskus in seiner Ansprache beim Neujahrsempfang für das am Heiligen Stuhl akkreditierte Diplomatische Korps am 8. Januar 2018 hervorgehoben hat: „Es ist der allgemeine Wunsch, dass nach so viel Zerstörung die Zeit des Wiederaufbaus gekommen ist. Aber noch mehr als Gebäude ist es notwendig, die Herzen wieder aufzubauen und das Netz des gegenseitigen Vertrauens neu zu knüpfen, das für das Florieren einer jeglichen Gesellschaft eine unverzichtbare Voraussetzung darstellt. Man muss sich also darum bemühen, die rechtlichen und politischen Bedingungen wie auch die Sicherheitslage zu fördern, damit das gesellschaftliche Leben wieder aufgenommen wird, in dem jeder Bürger unabhängig von seiner Volks- oder Religionszugehörigkeit an der Entwicklung des Landes teilnehmen kann.“[4]

Bei diesem Bemühen um den sozialen Wiederaufbau des Landes ist die Rolle der Christen unerlässlich. Ihre spezifische Mission besteht darin, Handwerker des Friedens zu sein, zur nationalen Versöhnung, zum gesellschaftlichen Zusammenhalt und zur Entwicklung beizutragen. Dieses Bemühen muss aber, wie Papst Franziskus unterstreicht, in einer ökumenischen Weise verwirklicht werden: „Um auf diesen schwierigen Ruf zu antworten, müssen die Katholiken die innerkirchliche Zusammenarbeit und die Bande der Gemeinschaft, die sie mit den anderen christlichen Glaubensgemeinschaften verbinden, verstärken und sich auch um die Zusammenarbeit mit den internationalen humanitären Organisationen und mit allen Menschen guten Willens bemühen.“[5]

 

Friedenappell von Papst Franziskus und der Schutz der Christen

Die Sorge der Katholischen Kirche und im Speziellen von Papst Franziskus für die Christen im Nahen Osten beruht auf bestimmten Überzeugungen, die ich kurz erwähnen möchte. Die elementarste Überzeugung ist die, dass die Christen in der Region nur bleiben können, wenn der Friede wiederhergestellt sein wird. Seit Beginn der Krise hat deshalb die Katholische Kirche ohne Unterlass an die Wiederherstellung des Friedens appelliert, und zwar vor allem durch die Suche nach einer politischen Lösung. Dieser Appell ist aber auch mit Gebet und Fasten zum Ausdruck gebracht worden. Ich erinnere dabei besonders an die Durchführung eines Tages des Gebetes und des Fastens für den Frieden in Syrien und im Nahen Osten in der ganzen Katholischen Kirche am 7. September 2015. An diesem Tag hat Papst Franziskus bei einer Anwesenheit von zehntausend Gläubigen auf dem Platz von St. Peter eine Fasten- und Gebetswache präsidiert.

Eine zweite, sehr einfache Überzeugung besteht darin, dass man sich einen Nahen Osten ohne Christen nicht vorstellen kann, und zwar nicht nur aus religiösen, sondern auch aus kulturellen Gründen. Denn wenn wir in dieser Region nur noch Steine, aber keine Christen mehr vorfinden, dann haben wir auch in kultureller Hinsicht viel verloren. Die Gegenwart der Christen ist auch aus sozialen und politischen Gründen notwendig, da die Christen ein wesentliches Element des Gleichgewichts in der Region darstellen. Es ist deshalb ein alarmierendes Phänomen, dass sich die Zahl der Christen in einem ständigen Niedergang befindet wegen der Migration von vielen Familien, die ihre historische Heimat verlassen, um Sicherheit und eine bessere Zukunft zu suchen. Seit einem Jahrhundert ist der Anteil der Christen im Nahen Osten in einem tragischen Ausmass immer kleiner geworden: Während sie vor dem Zweiten Weltkrieg zwanzig Prozent der Bevölkerung im Nahen Osten ausmachten, sind sie heute nur noch vier Prozent. Papst Benedikt XVI. hat aber in seinem Apostolischen Schreiben „Ecclesia in Medio Oriente“ mit Recht betont: „Ein Naher Osten ohne oder mit wenig Christen ist nicht mehr der Nahe Osten, denn die Christen haben mit den anderen Gläubigen Anteil an der so besonderen Identität der Region.“[6] Und Papst Franziskus hat in seinem Brief an die Christen im Nahen Osten kurz vor Weihnachten im Jahre 2014 die Gegenwart der Christen mit dem „Sauerteig in der Masse“ verglichen: „Eure Gegenwart selbst ist für den Nahen Osten kostbar. Ihr seid eine kleine Herde, doch mit einer grossen Verantwortung in dem Land, wo das Christentum entstanden ist und sich ausgebreitet hat. Ihr seid wie der Sauerteig in der Masse. An erster Stelle noch vor vielen, von allen gewürdigten Werken der Kirche im Bereich des Erziehungs- und Gesundheitswesens oder in den Hilfswerken sind die Christen, seid Ihr der grösste Schatz für die Region. Danke für Eure Standhaftigkeit.“[7]

Seit Beginn des Krieges hat die Katholische Kirche mit tiefer Beunruhigung die Tragödie von vielen Familien im Nahen Osten verfolgt, die ihre eigenen Städte und Dörfer wegen der Invasion des Islamischen Staates verlassen mussten. Papst Franziskus hat deshalb in seinem Schreiben an den UN-Generalsekretär zur Lage im Nordirak vom 9. August 2014 die Internationale Gemeinschaft aufgerufen, den Christen und anderen Minderheiten, die vor der brutalen Gewalt des Islamischen Staates geflohen sind, zu helfen, wieder in ihre Heimat zurückkehren zu können.[8] Dieselbe Besorgnis steht auch hinter der Diplomatischen Aktivität des Heiligen Stuhles, der keine Gelegenheit versäumt hat, im Namen der Christen intensive Bemühungen zu fordern, dass die zahlreichen aus dem Nahen Osten stammenden Flüchtlinge, die in den Nachbarländern, vor allem in Jordanien, Libanon und in der Türkei, Zuflucht gefunden haben, wieder in ihre Heimat zurückkehren können. In demselben Sinn ist auch die Stimme verschiedener Bischöfe im Nahen Osten zu verstehen, die zwar dankbar sind für die Aufnahme von Flüchtlingen in unseren westlichen Ländern, die uns aber zugleich mahnen, die Menschen nicht zur Flucht zu bewegen, sondern alles daran zu setzen, dass die Menschen nicht flüchten müssen und dass die Flüchtlinge wieder in ihre Heimatländer zurück kommen können. Denn die Gegenwart der Christen ist im Nahen Osten für den Frieden, die Förderung der Stabilität und des Pluralismus grundlegend wichtig, wozu die Christen im Laufe der Jahrhunderte viel beigetragen haben.

Eine dritte wichtige Überzeugung, von der die Sorge der Katholischen Kirche um die Menschen im Nahen Osten getragen ist, besteht in der Notwendigkeit, die Rechte aller Bürger Syriens zu schützen. Der Primat des Rechtes, eingeschlossen die Respektierung der Religionsfreiheit und der Gleichheit vor dem Gesetz, begründet auf dem Prinzip der Staatsangehörigkeit unabhängig von der Ethnie und der Religion, ist als fundamentales Prinzip für die Verwirklichung und die Aufrechterhaltung einer friedlichen und fruchtbaren Koexistenz zwischen den Individuen und den Gemeinschaften in Syrien und in der ganzen Region von der Katholischen Kirche immer wieder in Erinnerung gerufen worden. Der Staatsekretär des Heiligen Stuhles, Kardinal Pietro Parolin, hat beispielsweise bei der von der Stiftung „Kirche in Not“ am 27. September 2017 in Rom organisierten Veranstaltung „Return to the roots. Conference in the Nineveh Reconstruction Hel“ eindringlich betont; dass die Christen nicht eine „geschützte Minderheit“, die „toleriert“ wird, sein wollen, dass sie vielmehr Bürger sein wollen, „deren Rechte geschützt und garantiert sind wie diejenigen der anderen Bürger“.

Eine vierte wichtige Überzeugung besteht in der vordringlichen Notwendigkeit des interreligiösen Dialogs, auf dem Papst Franziskus in seinem Brief an die Christen im Nahen Osten besonders insistiert: „Euer Bemühen, mit Menschen anderer Religionen – Juden und Muslimen – zusammenzuarbeiten, ist ein weiteres Zeichen für das Reich Gottes. Je schwieriger die Situation ist, umso notwendiger ist der interreligiöse Dialog. Es gibt keinen anderen Weg. Der auf eine Haltung der Offenheit gegründete Dialog in Wahrheit und Liebe ist auch das beste Mittel gegen die Versuchung des religiösen Fundamentalismus, der eine Bedrohung für die Gläubigen aller Religionen darstellt. Zugleich ist der Dialog ein Dienst an der Gerechtigkeit und eine notwendige Voraussetzung für den so ersehnten Frieden.“[9]

 

Christen im Nahen Osten und Ökumene der Märtyrer

Unter den vielen Interventionen von Papst Franziskus möchte ich noch jene erwähnen, die er an die Teilnehmer an der vom Päpstlichen Rat „Cor Unum“ am 17. September 2015 veranstalteten Begegnung zur humanitären Krise in Syrien und im Irak adressiert hat: „Heutzutage wird die Legitimität der Präsenz der Christen und anderer religiöser Minderheiten an sich geleugnet, im Namen eines <gewaltsamen Fundamentalismus, der einen religiösen Ursprung beansprucht> (Benedikt XVI., Nachsynodales Apostolisches Schreiben Ecclesia in Medio Oriente, 29). Dennoch antwortet die Kirche auf derartige Angriffe und Verfolgungen, denen sie heutzutage in diesen Ländern ausgesetzt ist, mit einem mutigen Zeugnis für Christus durch ihre demütige und leidenschaftliche Präsenz, durch einen aufrichtigen Dialog und ihren grossherzigen Dienst an den Leidenden und Bedürftigen, ohne Ansehen der Person.“[10]

Damit tritt die ökumenische Dimension der Situation der Christen im Nahen Osten, die zudem symptomatisch ist für deren Situation in weiten Teilen der Welt, in ihrer existenziellen Ernsthaftigkeit an den Tag. Denn achtzig Prozent aller Menschen, die heute wegen ihres Glaubens verfolgt werden, sind Christen und Christinnen. In der heutigen Welt ist der christliche Glaube die am meisten verfolgte Religion. Vor allem am Ende des zweiten und am Beginn des dritten Jahrtausends ist die Christenheit erneut zur Märtyrerkirche geworden. Heute gibt es sogar mehr christliche Märtyrer als während den Christenverfolgungen in den ersten Jahrhunderten. Dabei haben alle christlichen Kirchen und kirchlichen Gemeinschaften ihre Märtyrer. Christen werden heute nicht  verfolgt, weil sie einer bestimmten christlichen Glaubensgemeinschaft angehören, weil sie Anglikaner oder Lutheraner, Orthodoxe oder Katholiken, sondern weil sie Christen sind. Das Martyrium ist heute ökumenisch, und man muss von einer eigentlichen Ökumene der Märtyrer sprechen[11].

Christenverfolgungen hat es gewiss seit Beginn der Kirche gegeben, und das Martyrium gehört konstitutiv zur christlichen Existenz. Die Verfolgung ist gleichsam in die christliche Identität eingeschrieben, wozu der grosse Anthropologe und Philosoph René Girard eine tiefe Erklärung dahingehend gegeben hat, dass das Christentum, gerade indem es die Gewalt verurteilt, Gewalt auf sich zieht. Im Unterschied zu früher ist heute die ökumenische Dimension von Verfolgung und Martyrium sichtbarer geworden. Vor allem im zwanzigsten Jahrhundert haben die Christen diese gemeinsame Erfahrung des Martyriums machen müssen. Eines der berührenden Beispiele ist im nationalsozialistischen Deutschland die Gruppe um Sophie Scholl mit dem Namen „Weisse Rose“ gewesen, nämlich Studierende, die im Namen ihres christlichen Glaubens der nationalsozialistischen Ideologie widerstanden haben. Die Studierenden, die gemeinsam hingerichtet worden sind, sind Katholiken, Protestanten und Orthodoxe gewesen – eingeschlossen ein russisch-orthodoxer Student mit Namen Alexander Schmorell, der kürzlich von der Russisch-orthodoxen Kirche kanonisiert worden ist. Zu erinnern sind auch mehrere katholische Priester und evangelische Pastoren von Lübeck, die im nationalsozialistischen Terror wegen ihres Bekenntnisses zu Christus gemeinsam enthauptet worden sind. Das Konzentrationslager von Dachau, in dem Tausende von Klerikern von verschiedenen christlichen Konfessionen, unter ihnen auch Patriarch Gabriel von Serbien, eingesperrt gewesen sind, kann in einem gewissen Sinn als Ort des Entstehens des modernen Ökumenismus betrachtet werden. In der Sowjetunion konnte man den Ausdruck „Ökumenismus des Goulag“ verwenden, und zwar im Blick auf die Beziehungen zwischen Christen von verschiedenen Kirchen in diesem Goulag und allgemeiner im Blick auf die Solidarität, die die Christen untereinander gelebt haben. Als ein bemerkenswertes Beispiel für diese Solidarität darf die Entscheidung des Heiligen Synods der Russisch-Orthodoxen Kirche betrachtet werden, in den Jahren zwischen 1960 und 1986 die eucharistische Gastfreundschaft zwischen Katholiken und Orthodoxen zu autorisieren.

Das Sichtbarmachen der ökumenischen Dimension von Christenverfolgung und Martyrium verdanken wir vor allem den Päpsten nach dem Zweiten Vatikanischen Konzil. Der selige Papst Paul VI. hat in der 103. Generalkongregation des Konzils am 18. Oktober 1964 die Märtyrer von Uganda heiliggesprochen und dabei auch die Anglikaner gewürdigt, die dasselbe Leiden wie ihre katholischen Brüder durchgemacht haben. Der heilige Papst Johannes Paul II. hat die ökumenische Dimension des Martyriums vor allem mit der gemeinsamen Feier am historisch symbolträchtigen Ort am Kolosseum im Jubeljahr 2000 zum Ausdruck gebracht, als er in Anwesenheit von hohen Vertretern verschiedener Kirchen der Märtyrer des 20. Jahrhunderts gedacht und auf ihre Glaubenszeugnisse gehört hat wie auf diejenigen des evangelischen Pastors Paul Schneider, des orthodoxen Metropoliten Serafim und des katholischen Paters Maximilian Kolbe, und sie dahingehend kommentiert hat: „Das wertvolle Erbe, das uns diese mutigen Zeugen überliefert haben, ist ein gemeinsames Erbe aller Kirchen und aller kirchlichen Gemeinschaften. Es ist ein Erbe, das lauter spricht als die Faktoren der Trennung. Der Ökumenismus der Märtyrer und der Glaubenszeugen überzeugt am meisten. Er zeigt den Christen des einundzwanzigsten Jahrhunderts den Weg zur Einheit auf.“[12] Papst Benedikt XVI. hat im Jahre 2008 anlässlich seines Besuchs der Basilika San Bartolomeo auf der römischen Tiberinsel, die dem Gedenken an die Märtyrer des 20. Jahrhunderts gewidmet ist, das ökumenische Martyrium als höchstes Zeugnis der Liebe gewürdigt.[13]

Die Insistenz auf der ökumenischen Bedeutung der Märtyrer findet eine schöne Fortsetzung bei Papst Franziskus, der seit Beginn seines Pontifikats die Ökumene der Märtyrer oder, wie er sie nennt, die „Ökumene des Blutes“ zu einem seiner wichtigen ökumenischen Themen gemacht hat. Dabei sind es für ihn die Christenverfolger selbst, die uns die Ökumene des Blutes nahe legen. Denn „für die Verfolger sind wird nicht geteilt, sind wir nicht Lutheraner,  Orthodoxe, Protestanten, Katholiken… Nein! Wir sind eins! Für die Verfolger sind wir Christen! Etwas anderes interessiert nicht. Das ist die Ökumene des Blutes, die heute gelebt wird.“[14] In der Ökumene der Märtyrer begegnet uns deshalb auch eine grosse Herausforderung, die Papst Franziskus in dem einprägsamen Satz zum Ausdruck gebracht hat: „Wenn uns der Feind im Tod vereint, wie kommen wir dann dazu, uns im Leben zu trennen?“[15] Ist es in der Tat nicht beschämend, dass die Christenverfolger manchmal die bessere ökumenische Vision als wir Christen haben, da sie darum wissen, dass die Christen untereinander zutiefst eins sind?

Diese wichtigen Aussagen der Päpste zeigen, dass die Einheit der Kirche in den Heiligen bereits verwirklicht ist und dass die Kirche in ihren Märtyrern ungeteilt ist. Wie die frühe Kirche überzeugt gewesen ist, dass das Blut der Märtyrer Same von neuen Christen ist, so dürfen wir auch heute hoffen, dass sich das Blut von so vielen Märtyrern unserer Zeit einmal als Same der vollen ökumenischen Einheit des Leibes Christi erweisen wird. Diese Hoffnung haben auch Papst Franziskus und Patriarch Kyrill in ihrer Gemeinsamen Erklärung in Havanna bezeugt: „Wir verbeugen uns vor dem Martyrium derjenigen, die auf Kosten ihres eigenen Lebens die Wahrheit des Evangeliums bezeugt haben und den Tod der Verleugnung des Glaubens an Christus vorgezogen haben. Wir glauben, dass diese Märtyrer unserer Zeit, die verschiedenen Kirchen angehören, aber im gemeinsamen Leiden geeint sind, ein Unterpfand der Einheit der Christen sind.“[16]

 

Ökumene der Heiligkeit im Nahen Osten

Da der Nahe Osten das Ursprungsland des Christentums ist, darf er einen einmaligen Platz in der Bewegung für die Einheit der Christen beanspruchen. Die Ökumenische Bewegung ist von der Überzeugung stark geprägt, dass die Christen Wege zur Einheit finden werden, wenn sie ihre gemeinsamen Wurzeln vertiefen. Es ist von daher keineswegs ein Zufall, dass jenes Ereignis, das den Beginn des „Dialogs der Liebe“ zwischen Katholiken und Orthodoxen markiert, in Jerusalem stattgefunden hat, nämlich die Wallfahrt, die am 6. Januar 1964 der selige Papst Paul VI. und der Ökumenische Patriarch Athenagoras in die Heilige Stadt gemeinsam unternommen haben. Auf der Erde, auf der Christus seine Kirche begründet und auf der er sein Blut für sie vergossen hat, haben die beiden Kirchenführer einander den Friedenskuss gegeben, die Lesung aus dem 17. Kapitel des Johannesevangeliums angehört und gemeinsam gebetet und sich so in einer unumkehrbaren Weise auf dem Weg zur Einheit engagiert.

Der Nahe Osten ist in der Welt gewiss eine der Regionen, in der die Situation der Christen sehr schwierig und ungewiss ist, in der aber die ökumenischen Beziehungen sehr stark und verheissungsvoll sind, und zwar speziell zwischen Orthodoxen und Katholiken. Die Minderheitssituation und der schwierige Kontext sind zweifellos Motive für die Annäherung in der Weise, die man als „Ökumene des Lebens“ bezeichnen kann und sich in bemerkenswerten pastoralen Abkommen übersetzt hat. Ich denke vor allem an das wichtige Pastoralabkommen, das von den katholischen und orthodoxen Patriarchen des Nahen Ostens in Charfeh im Libanon im Jahre 1996 unterzeichnet worden ist und vor allem die Mischehen und die Erarbeitung eines gemeinsamen Katechismus für die Kinder betrifft. Die notwendige Solidarität in einem Kontext der Ungewissheit  hat die Kirchen auch dazu veranlasst, in Fällen der Notwendigkeit vorsorgliche pastorale Abkommen zu schliessen und den Zugang zu den Sakramenten für Gläubige anderer Kirchen zu eröffnen, beispielsweise zwischen der Katholischen Kirche und der Syrisch-orthodoxen Kirche im Jahre 1984 und zwischen der Chaldäischen Kirche und der Assyrischen Kirche des Ostens im Jahre 2001.

Zur Entwicklung dieser ökumenischen Verbindungen zwischen Christen von verschiedenen Kirchen im Nahen Osten hat Papst Benedikt VI. in seinem Nachsynodalen Apostolischen Schreiben „Ecclesia in Medio Oriente“, unterzeichnet in Beirut am 14. September 2012, stark ermutigt, indem er die ökumenische Dimension der Heiligkeit unterstrichen hat: „Die Märtyrologien bestätigen, dass Heilige und Märtyrer jeder kirchlichen Zugehörigkeit lebendige Zeugen dieser grenzenlosen Einheit im verherrlichten Christus waren und einige es heute sind – ein Vorgeschmack unseres <Vereintseins> als ein endlich in ihm versöhntes Volk.“[17]

Die im Leben bewährte Heiligkeit und das gemeinsame Zeugnis der Christen im Nahen Osten sind ein Unterpfand der Einheit. In seinem Brief an die Christen im Nahen Osten vom 21. Dezember 2014 hat Papst Franziskus den ökumenischen Appell zur Heiligkeit, den die Verfolgung an die Christen aller Kirchen adressiert, unterstrichen: „Die Situation, in der Ihr lebt, ist ein starker Aufruf zur Heiligkeit des Lebens, wie Heilige und Märtyrer aller kirchlichen Zugehörigkeiten beweisen. In Liebe und Verehrung denke ich an die Hirten und die Gläubigen, denen in letzter Zeit das Opfer des Lebens abverlangt wurde, oft nur aufgrund der Tatsache, dass sie Christen waren. Ich denke auch an die Entführten, unter denen einige orthodoxe Bischöfe und Priester verschiedener Riten sind. Mögen sie bald wohlbehalten in ihre Häuser und Gemeinschaften zurückkehren! Ich bitte Gott, dass so viel mit dem Kreuz des Herrn vereintes Leid Frucht zum Wohl der Kirche und der Völker des Nahen Ostens bringen möge.“[18]

In demselben Brief gibt Papst Franziskus seiner Freude über den von den Christen im Nahen Osten gelebten konkreten Ökumenismus Ausdruck: „Inmitten der Feindschaften und der Konflikte ist die unter Euch in Brüderlichkeit und Einfachheit gelebte Gemeinschaft ein Zeichen für das Reich. Gottes. Ich freue mich über die guten Beziehungen und über die Zusammenarbeit zwischen den orthodoxen Patriarchen und denen der katholischen Ostkirchen wie auch zwischen den Gläubigen der verschiedenen Kirchen. Die von den Christen ertragenen Leiden leisten einen unschätzbaren Beitrag für das Anliegen der Einheit. Es ist die Ökumene des Blutes, die eine vertrauensvolle Hingabe an das Wirken des Heiligen Geistes erfordert.“[19]

Die Situation, in der die Christen im Nahen Osten leben, ist nicht nur eine ökumenische Anregung für sie selbst, sondern auch für die Christen in der ganzen Welt. Die gemeinsame Sorge für die Christen im Nahen Osten ist sehr oft erwähnt worden in verschiedenen gemeinsamen Erklärungen, die Papst Franziskus mit anderen Kirchenführern unterzeichnet hat wie mit dem Ökumenischen Patriarchen Bartholomaios in Jerusalem am 25. Mai 2014 und in Istanbul am 30. November 2014 oder mit dem Koptisch-Orthodoxen Papst Towadros in Kairo am 28. April 2017. Auch die Gemeinsame Erklärung mit Patriarch Kyrill in Havanna am 12. Februar 2016 ist ein hervorragendes Beispiel der ökumenischen Annäherung, die von der tragischen Situation der Christen im Nahen Osten bewirkt worden ist. Auch in diesem Sinn sind die Leiden der Brüder und Schwestern im Glauben keineswegs vergeblich.

Die schmerzliche Situation der leidenden Christen im Nahen Osten ist eine dringliche Einladung an uns, sie in unser Herz einzuschliessen, ihrer im Gebet zu gedenken und ihre Not vor Gott hin zu tragen. Bei den zwei Besuchen, die ich in Flüchtlingslagern in Jordanien und auf der Insel Leros in den vergangenen Jahren machen durfte, haben mir die Menschen immer wieder ans Herz gelegt, dass wir sie nicht vergessen, sondern an sie denken. Sie dürfen niemals den Eindruck erhalten, dass sie einsam und verlassen sind. Sie sind vielmehr auf unser solidarisches Mittragen im Gebet angewiesen.

Ich möchte deshalb meine Ausführungen schliessen mit den fürbittenden Worten in der Gemeinsamen Erklärung von Papst Franziskus und Patriarch Kyrill in Havanna für den Nahen Osten: „Flehen wir in unseren Gebeten zu Christus, dem Erlöser der Welt, um die Wiederherstellung des Friedens im Nahen Osten, der <das Werk der Gerechtigkeit> (Jes 32, 17) ist, auf dass sich das brüderliche Zusammenleben zwischen den verschiedenen Volksgruppen, Kirchen und Religionen dort intensiviere, auf dass die Flüchtlinge in ihre Häuser zurückkehren können, die Verletzten wieder genesen und die Seelen der unschuldig Getöteten die Ewige Ruhe finden.“[20]

                 

 

 

[1]  Ansprache im Erzbischöflichen Palais in Wien am 12. Februar 2018.

[2]  Gemeinsame Erklärung von Papst Franziskus und Patriarch Kyrill von Moskau und dem ganzen Rus. Nr. 8.

[3]  Franziskus, Ansprache an die Teilnehmer an der vom Päpstlichen Rat „Cor Unum“ veranstalteten Begegnung zur humanitären Krise in Syrien und im Irak am 17. September 2015.

[4]  Franziskus, Ansprache beim Neujahrsempfang für das am Heiligen Stuhl akkreditierte Diplomatische Korps am 8. Januar 2018.

[5]  Franziskus, Ansprache an die Teilnehmer an der vom Päpstlichen Rat „Cor Unum“ veranstalteten Begegnung zur humanitären Krise in Syrien und im Irak am 17. September 2015.

[6]  Benedikt XVI., Ecclesia in Medio Oriente, Nr. 31.

[7]  Franziskus, Brief an die Christen im Nahen Osten am 21. Dezember 2014.

[8]  Franziskus, Schreiben an den UN-Generalsekretär zur Lage im Nordirak am 9. August 2014.

[9]  Franziskus, Brief an die Christen im Nahen Osten am 21. Dezember 2014.

[10]  Franziskus, Ansprache an die Teilnehmer an der vom Päpstlichen Rat „Cor Unum“ veranstalteten Begegnung zur humanitären Krise in Syrien und im Irak am 17. September 2015.

[11]  Vgl. K. Cardinal Koch, Christenverfolgung und Ökumene der Märtyrer. Eine biblische Besinnung (Norderstedt 2016).

[12]  Johannes Paul II., Predigt in der Gedächtnisfeier für die Zeugen des Glaubens im 20. Jahrhundert am 7. Mai 2000.

[13]  Benedikt XVI., Predigt beim Gedenken an die Märtyrer des 20. Jahrhunderts in der Basilika San Bartolmeo all´Isola in Rom am 7. April 2008.

[14]  Franziskus, Ansprache an die Mitglieder der „Catholic Fraternity of Charismatic Covenant Communities and Fellowships“ am 31. Oktober 2014.

[15]  Franziskus, Ansprache an die Bewegung der Charismatischen Erneuerung am 3. Juli 2015.

[16]  Gemeinsame Erklärung von Papst Franziskus und Patriarch Kyrill von Moskau und dem ganzen Rus in Havanna, 12. Februar 2016, Nr. 12.

[17]  Benedikt XVI., Ecclesia in Medio Oriente, Nr. 11.

[18]  Franziskus, Schreiben an die Christen im Nahen Osten am 21. Dezember 2014.

[19]  Ebda.

[20]  Gemeinsame Erklärung von Papst Franziskus und Patriarch Kyrill von Moskau und dem ganzen Rus. Nr. 11.