„HABT SALZ IN EUCH UND HALTET FRIEDEN UNTEREINANDER“ (Markus 9, 50)

Grußwort für das Christliche Forum der Deutschschweiz

 

Bettingen, 27. bis 30. Oktober 2024

 

 

Liebe Brüder und Schwestern in Christus,

mit Freude und Dankbarkeit sende ich allen Teilnehmenden an diesem ersten Christlichen Forum der Deutschschweiz in Bettingen bei Basel meine freundlichen Grüße und besten Wünsche. Dieser Ort hat für mich eine besondere Bedeutung, da ich 15 Jahre lang Bischof von Basel gewesen bin, bevor ich in meiner jetzigen Aufgabe als Präfekt des Dikasteriums zur Förderung der Einheit der Christen in den Dienst der Universalkirche von Papst Benedikt XVI. berufen worden bin. Es ist mir eine besondere Ehre, Sie bei diesem bedeutenden ökumenischen Moment zu begleiten, wenn auch nur im Geiste.

Das Global Christian Forum (GCF), das eine wichtige Inspiration für Ihr Treffen darstellt, ist eine bedeutende Entwicklung innerhalb der modernen Ökumenischen Bewegung. In den vergangenen 25 Jahren hat sich der Geist des Forums auf der ganzen Welt verbreitet und Gespräche, gemeinsame Gebete und den Aufbau von Beziehungen zwischen Christen aller Traditionen gefördert. Dieses bemerkenswerte Wachstum hat im vergangenen April mit dem IV. Global Gathering in Accra, Ghana, seinen Höhepunkt erreicht. Doch ebenso wichtig wie diese globalen Treffen sind die lokalen und regionalen forumsähnlichen Initiativen wie die Ihre.

Die forumsähnlichen Initiativen sind vom Wunsch geleitet, Christen aus einem breiten Spektrum von Traditionen zusammenzubringen. Diese Vielfalt ist die Stärke des Forums und bietet eine wichtige Gelegenheit, geschwisterliche Beziehungen zwischen verschiedenen Konfessionen zu fördern. Das Forum ermòglicht einen sicheren Raum, in dem Vertrauen wachsen und Beziehungen durch gemeinsames Beten, Zuhören von Glaubensgeschichten der anderen und Nachdenken über die gemeinsamen Herausforderungen, denen sich Christen in der heutigen Welt gegenübersehen, vertieft werden können.

Bei dem für Ihr Forum gewählten Motto klingen die Worte Jesu im Markusevangelium tief nach: „Habt Salz in euch und haltet Frieden untereinander“ (Markus 9:50). Diese Worte sprechen den Kern dessen an, was Ihr Forum anregen möchte, nämlich sowohl persönliche Integrität im Glauben als auch friedliche Beziehungen innerhalb der christlichen Familie.

Der erste Teil dieser Ermahnung, „Habt Salz in euch“, fordert uns auf, die inneren Qualitäten unserer Jüngerschaft zu bedenken. In biblischen Zeiten hatte Salz eine bedeutende symbolische Bedeutung. Es wurde nicht nur verwendet, um Lebensmittel zu würzen, sondern auch, um sie zu konservieren, vor dem Verderben zu schützen und sie zu reinigen. Salz war sogar ein Symbol für die Treue zum Bund. Jesu Aufforderung an uns, „Salz in uns zu haben“, ist eine Ermutigung, diese Qualitäten in unserem eigenen Leben als Christen zu verkörpern. Wir sind eingeladen, mit Reinheit, Weisheit und moralischer Integrität zu leben. In einer Welt, die anfällig für moralischen und spirituellen Verfall ist, muss unser Glaube wie Salz sein, das Gute und Wahre bewahren und die Welt um uns herum mit unserem Leben bereichern, das mit dem „Salz“ des Evangeliums „gewürzt“ ist. Es bedeutet, ein Leben in authentischer Jüngerschaft zu pflegen, in dem die Lehren Christi jeden Aspekt unseres Seins prägen. Es ruft uns dazu auf, unseren Glauben in einer Weise zu leben, die den Kräften moralischer Kompromisse widersteht und die Schönheit des christlichen Lebens in der Welt schützt und verbessert.

Doch Jesu Anweisungen enden nicht auf der persönlichen Ebene. Jesus verbindet den Aufruf, „Salz zu haben“, mit dem Gebot, „miteinander Frieden zu halten“. Da wir aus unterschiedlichen Konfessionen und Glaubensrichtungen stammen, sind wir als Christen oft mit Unterschieden in Lehre, Praxis und Tradition konfrontiert, die manchmal zu Spannungen zwischen uns und unseren Gemeinschaften führen können. Aus diesem Grund ist die Suche nach Harmonie, Versöhnung und gegenseitigem Verständnis von grosser Bedeutung. Sie erfordert, dass wir aufmerksam zuhören, versuchen, die Erfahrungen und Perspektiven anderer zu verstehen, und gemeinsam für die Einheit der Kirche beten, für die Christus selbst gebetet hat. Im Kontext Ihres Forums fordert uns der Aufruf, miteinander Frieden zu halten, dazu auf, zu erkennen und zu zeigen, dass bei unseren Unterschieden das, was uns in Christus eint, größer ist als das, was uns noch trennt.

Wie das Global Christian Forum einen Raum schafft, in dem Christen zusammenkommen, um Erfahrungen auszutauschen und gemeinsame Herausforderungen zu erkennen, so sind auch die forumsähnlichen Treffen vom Geist des Dialogs, des gegenseitigen Respekts und der gemeinsamen Teilnahme beseelt. In diesem Geist wird die Stimme jedes Einzelnen geschätzt und ist die Gemeinschaft bestrebt, aufmerksam auf die Führung durch den Heiligen Geist zu hören. Die Erfahrung des Global Christian Forum unterstreicht, wie wichtig es ist, offene, integrative Räume für Dialog und gemeinsame Unterscheidung zu ermöglichen.

Als Christen werden wir von den anspruchsvollen Worten Jesu herausgefordert, die Sie für dieses erste christliche Forum der Deutschsprachigen Schweiz ausgewählt haben. In der heutigen Welt, in der Spaltungen, Konflikte und Kriege vorherrschen, sind wir als Christen dazu aufgerufen, Vermittler der Versöhnung und Einheit zu sein, indem wir uns mit anderen auf eine Weise auseinandersetzen, die gegenseitiges Verständnis und Heilung fördert. So werden wir die versöhnende Kraft Christi in unserer Welt bezeugen und eine Vision von Kirche als Gemeinschaft des Glaubens und der geschwisterlichen Liebe bieten, die in der Lage ist, mit einer gemeinsamen Stimme auf die Herausforderungen unserer Zeit zu antworten.

Möge der Herr Ihre gemeinsame Zeit segnen, möge der Heilige Geist Ihre Gespräche leiten, Ihre Gebete inspirieren und die Bande der Gemeinschaft unter Ihnen stärken, damit Sie von diesem Ort aus wieder fortgehen können, um das Salz der Erde (vgl. Matthäus 5:13) und Zeugen der Liebe Gottes für die Welt zu sein. Vielen Dank.