GRUSSWORT
zur 13. Vollversammlung des Lutherischen Weltbunds in Krakau

 

19. September 2023

 

 

Sehr geehrter Herr Präsident Erzbischof Musa,
sehr geehrte Frau Generalsekretärin Pfarrerin Burghardt,
liebe Schwestern und Brüder in der Gemeinschaft aller Getauften,

zum Abschluß der 13. Vollversammlung des Lutherischen Weltbunds grüße ich Sie im Namen der katholischen Kirche sehr herzlich. Zugleich wünsche ich dem neugewählten Präsidenten Bischof Henrik Stubkjær, der heute in sein Amt eingeführt wird, Gottes Beistand und Segen.

Wir haben heute früh gemeinsam unserer Heiligen Taufe gedacht und uns dabei unseres von Gott geschenkten Heiles und unserer von Gott zugeeigneten ökumenischen Verbundenheit neu vergewissert. Denn das ist die Heilige Taufe: Sakrament der Rechtfertigung und Sakrament der Einheit. Sie „wirkt Vergebung der Sünden, erlöst vom Tod und Teufel und gibt die ewige Seligkeit allen, die es glauben, wie die Worte und Verheißung Gottes lauten“. So formuliert es Martin Luther ganz prägnant im Kleinen Katechismus. Und das Zweite Vatikanische Konzil bekennt: „Die Taufe begründet [...] ein sakramentales Band der Einheit zwischen allen, die durch sie wiedergeboren sind“ (Unitatis redintegratio 22).

Es ist wichtig und notwendig, dass wir uns dieser fundamentalen Wirklichkeiten immer neu erinnern, sie immer besser und tiefer zu verstehen suchen und sie in Dankbarkeit gemeinsam bezeugen. Denn Christ ist, wer für seine Taufe danken kann.

Vergiß nicht, was der Herr dir Gutes getan hat“ (Psalm 103,2) – dieses Psalmwort ist, recht verstanden, auch eine ökumenische Mahnung und Ermutigung. Es mahnt uns, nicht zu vergessen, was uns in der Taufe und in der Gemeinschaft der Getauften schon von Gott vorgegeben und mitgegeben ist. Es ermutigt uns, diese guten Gaben in lebendiger Erinnerung zu behalten. Denn mitunter sind ja auch wir Christen vergeßliche Leute.

Heilvolles Erinnern wird unseren bewährten ökumenischen Dialog auch weiterhin theologisch befruchten und inspirieren. Damit möchte ich freilich die notvollen Erinnerungen, die sich unserem konfessionellen Gedächtnis eingeprägt haben, nicht ausblenden. Wir müssen sie anschauen, aber dann auch in die heilende und versöhnende Gegenwart Gottes halten. Denn wir sind verbunden durch die Hoffnung, durch die „Hoffnung auf den Geist, der uns von den Gespenstern der Vergangenheit, von den schmerzlichen Erinnerungen der Trennung abzubringen vermag; er kann uns Klarheit, Kraft und Mut verleihen, um die nötigen Schritte zu unternehmen, so daß unser Engagement immer glaubwürdiger wird“ (Johannes Paul II, Ut unum sint, 102).

Liebe Schwestern und Brüder, wir brauchen einander, um miteinander erinnern zu können, aber auch, um miteinander die notvollen Ereignisse der Vergangenheit überlassen zu dürfen. Möge der lebendige und dreieinige Gott unser gemeinsames Bemühen segnen.

 

 

Kurt Kardinal Koch

Präfekt