Grusswort Unità dei Cristiani e.V. | Einheit der Christen – Ökumene

31. März 2019

 

Liebe Mitglieder und Freunde der Unità dei Cristani

Im grossen und sehr schönen Konzertsaal in der Benediktinerabtei Ottobeuren haben Sie sich zur 19. Mitgliederversammlung eingefunden. Dazu grüsse ich als Ihr Prokurator Sie herzlich. Nach den Regularien werden Sie einen Vortrag von Herrn Domkapitular Dr. Heinz Detlef Stäps über die „weltweite Ökumene“ hören. Eine solche Ausweitung unseres Denkens und Handelns tut uns allen immer wieder gut. Gewiss findet die Ökumene in erster Linie am konkreten Lebensort von uns Christen statt und vollzieht sich als Dialog mit den jeweiligen ökumenischen Partnern. Die konkrete Ökumene am Ort kann aber nur gewinnen, wenn sie ihre Aufmerksamkeit auch den umfassenderen ökumenischen Prozessen zuwendet. Denn die Ökumene ist seit ihrem Beginn eine weltweite Bewegung. Dies kommt bereits mit ihrem Namen zum Ausdruck. Denn „Ökumene“ heisst dem ursprünglichen Wortsinn nach den ganzen Erdkreis umfassend.

Etwas von dieser weltweiten Dynamik habe ich Ende März wieder erfahren dürfen an einer Konsultation an der Notre Dame-Universität in Indiana in den USA. Der Anlass war das zwanzigjährige Jubiläum der Gemeinsamen Erklärung zur Rechtfertigungslehre, die am 31. Oktober 1999 in Augsburg vom Lutherischen Weltbund und vom Päpstlichen Rat zur Förderung der Einheit der Christen unterzeichnet worden ist. Dass im Blick auf die wohl zentralste Frage, die im 16. Jahrhundert zur Reformation und anschliessend zur Kirchenspaltung in Europa geführt hat, ein weitgehender Konsens erzielt werden konnte, darf man als ökumenischen Meilenstein auf dem Weg der Versöhnung zwischen der Katholischen Kirche und dem Luthertum würdigen. Inzwischen haben sich diesem Konsens auch der Weltrat der Methodisten, die Weltgemeinschaft der Reformierten Kirchen und die Anglikanische Weltgemeinschaft angeschlossen. Dass die zwischen dem Lutherischen Weltbund und der Katholischen Kirche vereinbarte Gemeinsame Erklärung zur Grundlage für weitere ökumenische Entwicklungen geworden ist, ist damals nicht abzusehen gewesen, darf aber mit umso grösserer Freude festgestellt werden. Auf diesem Hintergrund wurde in Zusammenarbeit mit der Notre Dame-Universität in Indiana eine Konsultation organisiert, zu der je fünf Vertreter der fünf genannten Kirchen eingeladen worden sind, um erstmals gemeinsam darüber zu beraten, was diese neue Situation bedeutet und welche Konsequenzen sich daraus auf dem Weg zur Einheit der Christen ergeben.

Diese erfreuliche Entwicklung hat erneut gezeigt, dass eine wichtige Voraussetzung für ein gutes Vorankommen in der Ökumene darin besteht, dass sich die Christen, die in verschiedenen Kirchen leben, einander besser kennen lernen. Solche Prozesse gilt es zu fördern. Unser Päpstlicher Rat verwirklicht dies beispielsweise im gegenseitigen Austausch von Theologen und Priestern zwischen dem Russisch-Orthodoxen Patriarchat und unserer Kirche in Rom. In jedem Jahr geht eine Gruppe von katholischen Priestern für eine Woche nach Moskau, um die Russisch-Orthodoxe Kirche besser kennen zu lernen; und umgekehrt kommt eine Gruppe von orthodoxen Priestern nach Rom, um sich mit unserer Kirche vertrauter zu machen. Ein ähnliches Projekt führen wir auch mit Studierenden zwischen Rom und Griechenland durch. Finanzieren kann ich diese Unternehmungen vor allem durch den grosszügigen Beitrag, den Sie als Unità dei Cristiani in jedem Jahr zugunsten unseres Päpstlichen Rates zur Förderung der Einheit der Christen sprechen. Für Ihre grosszügige Unterstützung danke ich Ihnen sehr herzlich, auch im Namen jener jungen Christen, die davon profitieren. Ich sehe in solchen wechselseitigen Begegnungen zwischen jungen Christen in verschiedenen Kirchen einen sehr wichtigen Beitrag für die Ökumene in der Zukunft.

 

Ich wünsche Ihnen ein gutes Gelingen der Mitgliederversammlung, einen spannenden Vortrag über die „weltweite Ökumene“ und geistliche Stärkung im Ökumenischen Gottesdienst und für das Osterfest, auf das wir zugehen, die österliche Freude an der Auferstehung unseres gemeinsamen Herrn Jesus Christus. Mit dankbaren und freundlichen Grüssen

 

Rom, Sonntag Laetare 2019