2018 BISCHOFSSYNODE
"JUGEND, GLAUBE UND BERUFUNGSUNTERSCHEIDUNG"

 

 

REDE VON JULIA BRABAND

Mitglied des Rates des Lutherischen Weltbundes 

 

Vatikan, 11. Oktober 2018

 

 

Eure Heiligkeit, Eminenzen, Exzellenzen, liebe Schwestern und Brüder in Christus,

ich überbringe Ihnen herzliche Grüße vom Präsidenten des Lutherischen Weltbundes Erzbischof Dr. Panti Filibus Musa, dem Generalsekretär Dr. h.e. Martin Junge sowie meiner eigenen Bischöfin Ilse Junkermann.

Als Mitglied des Rates des Lutherischen Weltbundes freue ich mich, einige Worte an Sie zu richten, die Sie sich hier zum Thema “Die Jugendlichen, der Glaube und die Berufungsunterscheidung” versammeln.

Im Evangelium nach Matthäus heißt es im zehnten Kapitel: “Wer nun mich bekennt vor den Menschen, den will ich auch bekennen vor meinem himmlischen Vater.” Diesen Vers habe ich zu meiner Taufe mit auf meinen Lebensweg bekommen. Dieses Bekenntnis vor den Menschen schließt für mich das Bekenntnis zur Jugend ein. Das Bekenntnis zu verschiedenen Generationen. Das Bekenntnis zu Vielfalt. Und das Bekenntnis zu den unterschiedlichen Arten des Priestertums, zu dem wir gemeinsam durch die Taufe berufen sind.

Der Lutherische Weltbund hat schon 1984 auf seiner 7. Vollversammlung in Budapest eine Garantie für die Beteiligung junger Menschen in allen Gremien des Lutherischen Weltbundes beschlossen. Heute sind 20% aller Mitglieder in den Gremien des Lutherisehen Weltbundes Jugendliche und junge Erwachsene unter 30 Jahre. Diese Quote wird inzwischen - nicht nur von uns Jugendlichen - sondern auch von vielen anderen Mitgliedern vehement verteidigt. Auf der Weltebene funktioniert das sehr gut. In unseren Mitgliedskirchen hat sich jedoch kaum etwas verandert. Deshalb hat die Vollversammlung des Lutherisehen Weltbundes im letzten Jahr in Namibia noch einmal alle Mitgliedskirchen aufgefordert, die Jugendquote umzusetzen. Die Umsetzung dauert bei unseren lutherischen Kirchen manchmal etwas länger, weil darüber jede Ortskirche selbst entscheidet. Sie haben da einen VorteiI, bei Ihnen konnte es sogar schneller gehen. In meiner eigenen Mitgliedskirche, der Evangelischen Kirche in Mitteldeutschland, funktioniert die Beteiligung Jugendlicher sehr gut. Nicht nur in den kirchenleitenden Gremien, oder bei ökumenieschen Reisen unter dem Motto “Mit Luther zum Papst” 2016. Junge Menschen sind immer dabei, besonders, wenn es um ihre Zukunft geht: beim Lutherischen Weltbund wird das Thema Klimagerechtigkeit von Jugendlichen bearbeitet und auch gegenüber den Vereinten Nationen vertreten.

Die Jugend ist nicht die Zukunft der Kirche. Sie ist schon die Gegenwart und sie ist schon die Kirche von heute. Sie lebt im hier und jetzt. Jugend will nicht erst in Zukunft die Kirche gestalten, sondern jetzt, um sich in der Kirche der Zukunft geborgen und heimisch zu fühlen. Wir sind alle dazu berufen, unsere Kirchen mitzugestalten. Der erste wichtige Schritt ist es, der Jugend zuzuhören und ihre Vielfalt wahrzunehmen, wie es in Ihrem Instrumentum Laboris heißt. Noch viel wichtiger ist es, die Anliegen der jungen Glieder der Kirche ernst zu nehmen und ihre Stimme zu einer vollwertigen Stimme in der Gemeinschaft zu machen. Sich auf Augenhöhe zu begegnen. Nur so kann die Kirche Kirche für alle Generationen sein. Mit unseren guten Erfahrungen im Lutherischen Weltbund will ich Sie alle ermutigen, sich auf die Jugendbeteiligung als “Laboratorium des Glaubens”[1] ein- zulassen. Oder um es mit einem anderen Wort von Papst Johannes Paul II zu sagen:

Fürchtet euch nicht! (NON ABBIATE PAURA)

Vielen Dank!

 

 

1. Papst Johannes Paul ll, Ansprache bei der Gebetsvigil zum XV. Weltjugendtag in Tor Vergata vom 19.08.2000.