ÖKUMENISCHER AUSTAUSCH VON GABEN ZWISCHEN OST UND WEST

Vortrag im Haus des Dialogs in Budapest am 9. Juni 2021

 

Kurt Cardinal Koch

 

Im Laufe der zweitausendjährigen Geschichte der Christenheit müssen wir viele und verschiedene Spaltungen konstatieren. Man kann aber zwei Grundtypen von Spaltungen unterscheiden, nämlich auf der einen Seite die ersten Spaltungen im Orient im 5. Jahrhundert und das grosse Schisma in der Kirche zwischen Ost und West im 11. Jahrhundert, und auf der anderen Seite die Spaltungen in der Westkirche im 16. Jahrhundert. Die Überwindung dieser Spaltungen muss in verschiedenen und spezifischen ökumenischen Dialogen erfolgen. Man kann und muss sie voneinander unterscheiden, man darf sie aber nicht voneinander scheiden; denn das ökumenische Bemühen um die Wiederherstellung der Einheit der Kirche ist unteilbar. In diesem Sinn spricht das Zweite Vatikanische Konzil in seinem Dekret über den Ökumenismus „Unitatis redintegratio“ von „zwei besonderen Kategorien von Spaltungen, durch die der nahtlose Leibrock Christi getroffen wurde“, und führt dann aus: „Die ersten dieser Spaltungen geschahen im Orient, und zwar entweder aufgrund einer dogmatischen Bestreitung von Glaubensformeln der Konzilien von Ephesus und Chalkedon oder, in späterer Zeit, durch die Aufhebung der kirchlichen Gemeinschaft zwischen den Patriarchen des Orients und dem Römischen Stuhl.“[1]

 

Überwindung der ersten Spaltungen im Orient

Mit dieser Unterscheidung bezieht sich das Konzil auf die geschichtliche Tatsache, dass vor dem grossen Schisma in der Kirche zwischen Ost und West im 11. Jahrhundert im Orient bereits im 4. und 5. Jahrhundert Spaltungen stattgefunden haben, da einzelne kirchliche Gemeinschaften die christologischen Lehrentscheidungen der Konzilien von Ephesus im Jahre 431 und vor allem von Chalkedon im Jahre 451 nicht angenommen und sich deshalb von der Reichskirche getrennt haben. Zu diesen so genannten Orientalisch-Orthodoxen Kirchen gehören die Koptisch-Orthodoxe Kirche von Alexandrien, die Patriarchate der Armenisch-Apostolischen Kirche mit Sitz in Etschmiadzin und dem Katholikat von Antelias, das Syrisch-Orthodoxe Patriarchat von Antiochia – einschliesslich der Syrisch-Orthodoxen Malankarischen Kirche –, die Orthodoxen Tewahedo Kirchen von Äthiopien und Eritrea und die Orthodox-Syrische Malankarische Kirche.[2] Da diese Kirchen das Konzil von Chalkedon, das Vierte Ökumenische Konzil, nicht akzeptiert und rezipiert haben, werden sie auch die Kirchen der ersten drei Ökumenischen Konzilien genannt; oder man unterscheidet zwischen den chalkedonischen Kirchen, zu denen die Orthodoxen Kirchen, die Katholische Kirche und die aus der Reformation hervorgegangenen Kirchen gehören, und den nicht-chalkedonischen Kirchen.[3]

Bei den Spaltungen im 5. Jahrhundert haben gewiss auch politische Motive eine nicht unbedeutende Rolle gespielt, zumal es im Rückblick auf die damalige Zeit nicht leicht ist, zwischen kirchlicher Glaubensverantwortung und Reichspolitik präzis zu unterscheiden oder gar zu trennen. Der theologische Grund für die Spaltungen ist aber der Streit um die adäquate Formulierung des Christusbekenntnisses gewesen. Die Teilnehmer am Konzil von Chalkedon haben sich nach einem langen theologischen Ringen für die Definition entschieden, dass Jesus Christus, da er wahrer Gott und wahrer Mensch  ist, eine Person in zwei Naturen ist, die als „unvermischt und unveränderlich, ungetrennt und unteilbar“ erkannt werden. Diese Formel „in zwei Naturen“ haben die vorchalkedonischen Kirchen dahingehend verstanden, das Konzil würde von zwei Subjekten in Christus reden und vertrete dementsprechend eine Zwei-Söhne-Lehre. Um eine solche als Häresie wahrgenommene Lehre zu überwinden, sind sie der vor allem in Alexandrien lebendigen Glaubensüberzeugung treu geblieben, dass die eine göttliche Natur in Jesus von Nazareth Fleisch geworden ist, und sie haben in der Folge betont, dass in Christus nicht zwei Naturen, sondern eine Natur gegeben ist. Über diese diophysitische und miaphysitische Formeln und die ihnen zugrundeliegenden Probleme, was unter Natur, hypostasis, prosopon und persona genauer zu verstehen ist, sind heftige Auseinandersetzungen geführt worden, die schliesslich zu Spaltungen in der Kirche geführt haben.

Da es bei den Spaltungen im 5. Jahrhundert um das Christusbekenntnis und damit um die innerste Mitte des christlichen Glaubens gegangen ist, versteht es sich leicht, dass bei den beginnenden ökumenischen Gesprächen zwischen der Katholischen Kirche und den Orientalisch-Orthodoxen Kirchen in erster Linie christologische Fragen zu behandeln gewesen sind.[4] Die theologischen Dialoge haben dabei zu dem erfreulichen Ergebnis geführt, dass es sich bei den genannten christologischen Auseinandersetzungen im Wesentlichen auch um ein Sprachproblem gehandelt hat, insofern man verschiedene philosophische und theologische Begriffe von Person und Natur verwendet hat, im Grunde aber denselben kirchlichen Christusglauben bezeugen wollte.[5] Bereits die Erste Pro-Oriente-Konsultation, die im Jahre 1971 in Wien mit Vertretern der Orientalisch-Orthodoxen Kirchen stattgefunden und sich die Aufgabe vorgenommen hat, den grossen Konflikt um das Konzil von Chalkedon zu analysieren und damit die belastende Vergangenheit aufzuarbeiten, hat mit einem weitgehenden Konsens im Christusglauben und der Feststellung von Unterschieden in der theologischen Terminologie geendet. Dieser Konsens ist mit der so genannten „Wiener christologischen Formel“ zum Ausdruck gebracht worden, in der die Einheit von Gottheit und Menschheit in Jesus Christus und zugleich deren Unterschiedenheit deutlich festgehalten worden sind, ohne dabei die in der Geschichte umstrittenen Fachtermini wie physis, hypostasis und prosopon zu verwenden.[6]

Diese wichtigen ökumenischen Vorarbeiten haben die späteren offiziellen Dialoge und die auf sie folgenden christologischen Erklärungen zwischen dem Bischof von Rom und Oberhäuptern von verschiedenen Orientalisch-Orthodoxen Kirchen vorbereitet und ermöglicht. Besonders hervorzuheben ist dabei bereits im Jahre 1984 die Gemeinsame Erklärung von Papst Johannes Paul II. und dem Syrisch-Orthodoxen Patriarchen von Antiochien und des ganzen Ostens, Ignatius Zakk I. Iwas, in der sie hervorgehoben haben, dass es heute „keine reale Grundlage mehr für die traurigen Trennungen und Schismen“ gebe, „die als deren Folgen zwischen uns entstanden betreffend der Lehre der Inkarnation“: „In Worten und Leben bekennen wir die wahre Lehre bezüglich Christus, unserem Herrn, ungeachtet der Unterschiede in der Interpretation solcher Lehren, wie sie zur Zeit des Konzils von Chalkedon aufkamen.“ [7] Auf dieser Gemeinsamen Erklärung aufbauend haben beide Kirchenführer ein pastorales Abkommen mit der Ermöglichung des wechselseitigen Empfangs der Sakramente der Busse, der Eucharistie und der Krankensalbung in Notsituationen unterzeichnet[8]. Dieses Abkommen verdient dabei das Attribut „historisch“, weil zum ersten Mal in der Geschichte trotz weiter bestehender Kirchentrennung eine begrenzte communicatio in sacris zwischen beiden Kirchen ermöglicht worden ist. Gemeinsame Erklärungen zu christologischen Differenzen und deren Überwindung in ökumenischen Dialogen hat der jeweilige Bischof von Rom auch mit anderen Kirchenführern vereinbart. Zu erinnern ist vor allem an die Gemeinsame Erklärung von Papst Paul VI. und dem Koptisch-Orthodoxen Patriarchen Shenuda III im Jahre 1971[9], an die Gemeinsame Erklärung von Papst Johannes Paul II. und des Obersten Patriarchen und Katholikos aller Armenier, Karekin I., im Jahre 1996[10] und an die Gemeinsame Erklärung von Papst Johannes Paul II. und dem Katholikos Aram I. von Kilikien im Jahre 1997[11].

Mit diesen Gemeinsamen Erklärungen konnten nach mehr als 1500 Jahren nach dem Konzil von Chalkedon die christologischen Differenzen zwischen der Katholischen Kirche und den Orientalisch-Orthodoxen Kirche in offizieller Weise bereinigt werden. Damit freilich ist die Kirchen- und Eucharistiegemeinschaft noch nicht wiederhergestellt. Um das Erreichen dieses Zieles weiter vorzubereiten, ist im Jahre 2003 eine Gemische Internationale Kommission zwischen der Katholischen Kirche und den Orientalisch-Orthodoxen Kirchen begründet worden, die in der Zwischenzeit bereits zwei bedeutende Dokumente verabschiedet hat:

Im ersten Dokument „Wesen, Verfassung und Sendung der Kirche“[12] konnte ein breiter Konsens über fundamentale ekklesiologische Prinzipien wie über das Mysterium der Kirche, das Bischofsamt in apostolischer Sukzession, Synodalität, beziehungsweise Kollegialität und Primat und über die Sendung der Kirche aufgezeigt werden; und anschliessend werden jene Themen benannt, die noch weiterer Studien bedürfen. Im zweiten, im Jahre 2015 veröffentlichten, Dokument über die „Ausübung der Gemeinschaft im Leben der frühen Kirche und die Implikationen für die Suche nach Gemeinschaft heute“ wird die Natur der Beziehungen untersucht, die zwischen den Kirchen in der Periode vor den Spaltungen im fünften Jahrhundert bestanden haben, und es wird gezeigt, dass die volle Gemeinschaft zwischen den Kirchen auf den folgenden sechs Feldern zum Ausdruck gebracht worden ist, nämlich im Austausch von Briefen und Besuchen, auf Synoden und Konzilien, in Gebeten und anderen liturgischen Praktiken, in der Verehrung von gemeinsamen Heiligen und Märtyrern, in der Entwicklung des Mönchtums in allen Kirchen und bei Wallfahrten zu Heiligtümern in verschiedenen Kirchen.

In ihrer dritten Phase hat sich die Kommission vor allem Fragen der Sakramententheologie gewidmet und arbeitet momentan an der Verabschiedung eines diesbezüglichen Dokuments. Danach wird sie sich mariologischen Fragen zuwenden, um anschliessend mit der Bearbeitung der ekklesiologischen Probleme den Kirchen zu helfen, die Spaltungen zu überwinden und auf dem Weg zur eucharistischen Gemeinschaft einen wesentlichen Schritt weiterkommen zu können.

Schliesslich ist zu erwähnen, dass die Assyrische Kirche des Ostens einen eigenen Weg gegangen ist, und zwar insofern, als sie nur das Konzil von Nicaea im Jahre 325 und das Konzil von Konstantinopel im Jahre 381, nicht aber das Konzil von Ephesus im Jahre 431 rezipiert hat und damit die auf diesem Konzil ausgesprochene Verurteilung des Nestorius für ungerechtfertigt hält. Da sie von den Orientalisch-Orthodoxen Kirchen als „nestorianische“ Kirche und nicht als zu ihrer Kirchengemeinschaft zählend betrachtet wird, führt die Katholische Kirche mit ihr einen eigenen bilateralen Dialog, der auf der christologischen Erklärung von Papst Johannes Paul II. und von Katholikos Patriarch Mar Dinkha IV. aus dem Jahre 1994 aufbauen kann. In dieser werden die Streitigkeiten in der Vergangenheit, die zu Anathematismen geführt haben, bedauert, es wird eingestanden, dass die so entstandenen Spaltungen „grösstenteils auf Missverständnisse zurückzuführen waren“; und es wird festgestellt, „dass wir uns heute geeint“ wissen „im Bekenntnis des gleichen Glaubens an den Sohn Gottes, der Mensch wurde, damit wir durch seine Gnade Kinder Gottes werden konnten“[13]. Im Anschluss an diese christologische Erklärung ist von der Kommission ein gemeinsames Dokument über die Sakramente erarbeitet worden, das mit dem Titel „Common Statement on <Sacramental Life>“ im Jahre 2017 unterzeichnet worden ist. In der sich anschliessenden neuen Dialogphase beschäftigt sich die Kommission mit den Wesenseigenschaften der Kirche im Blick auf das liturgische, biblische und patristische Erbe der Kirche des Ostens.

 

Überwindung des Schismas zwischen Ost und West

Wenden wir uns von daher dem Schisma in der Kirche zwischen Ost und West zu, das zumeist mit dem Jahre 1054 verbunden wird, als die gegenseitigen Exkommunikationen zwischen Rom und Konstantinopel ausgesprochen worden sind. Dabei handelt es sich freilich weniger um ein historisches als vielmehr um ein symbolisches Datum. Denn in der westlichen und östlichen Christenheit ist das Evangelium Jesu Christi eigentlich von Anfang an in einer unterschiedlichen Art und Weise aufgenommen und in verschiedenen Traditionen und kulturellen Ausformungen gelebt und weitergegeben worden. Mit diesen Unterschieden haben die kirchlichen Gemeinschaften im ersten Jahrtausend in Ost und West in der einen Kirche gelebt. Sie haben sich aber immer mehr voneinander entfremdet und konnten sich immer weniger verstehen.[14] Es sind vor allem unterschiedliche Verstehensweisen und verschiedene Spiritualitäten gewesen, die zu einem grossen Teil die Kirchenspaltung verursacht haben, wie Kardinal Walter Kasper mit Recht feststellt: „Die Christenheit hat sich nicht primär auseinander diskutiert und über unterschiedlichen Lehrformeln zerstritten, sondern auseinander gelebt.“[15]

Angesichts dieser Entfremdungsprozesse, die nach der Trennung im Zweiten Jahrtausend nochmals wesentlich vertieft worden sind, darf man es als bedeutenden Schritt würdigen, dass in der zweiten Hälfte des Zwanzigsten Jahrhunderts intensive Bemühungen um Verständigung und Versöhnung in der Kirche zwischen Ost und West unternommen worden sind. Deren Höhepunkt ist zweifellos das grossartige Ereignis am 7. Dezember 1965 gewesen, als unmittelbar vor Abschluss des Zweiten Vatikanischen Konzils in der Patriarchalkirche St. Georg im Phanar in Konstantinopel und in der Petersbasilika in Rom die gemeinsame Erklärung der höchsten Repräsentanten der beiden kirchlichen Gemeinschaften, des Ökumenischen Patriarchen Athenagoras und von Papst Paul VI., verlesen wurde, mit der die beiderseitigen Anathemata von 1954 „aus dem Gedächtnis und der Mitte der Kirche entfernt“ worden sind, „damit sie für die Wiederannäherung in der Liebe kein Hindernis mehr darstellen können“[16]. Indem in dieser Weise die Exkommunikationen von 1054 dem Vergessen überantwortet worden sind, ist zugleich erklärt worden, dass sie nicht mehr zum amtlichen Bestand der Kirchen gehören. Mit diesem Akt ist das Gift der Exkommunikation aus dem Organismus der Kirche gezogen und das „Symbol der Spaltung“ durch das „Symbol der Liebe“ ersetzt worden[17]; und er ist zum Ausgangspunkt für den ökumenischen Dialog der Liebe und der Wahrheit geworden.[18]

Der Dialog der Wahrheit, nämlich die theologische Bearbeitung der von der Vergangenheit her strittigen Fragen wird von der Gemischten Internationalen Kommission für den theologischen Dialog zwischen der Katholischen Kirche und der Orthodoxen Kirche in ihrem Gesamt wahrgenommen, die im Jahre 1979 von Papst Johannes Paul II. und dem Ökumenischen Patriarchen Demetrios I. ins Leben gerufen worden ist und in der vierzehn autokephale oder autonome Orthodoxe Kirchen, mit Ausnahme derjenigen von Bulgarien, Mitglieder sind.

Der theologische Dialog der Wahrheit kann von der erfreulichen Feststellung ausgehen, dass die Katholische Kirche mit den Orthodoxen Kirchen eine grosse gemeinsame Basis an Glaubensüberzeugungen teilt, zumal in beiden kirchlichen Gemeinschaften jenes ekklesiologische Grundgefüge erhalten geblieben ist, das sich seit dem Zweiten Jahrhundert herausgebildet hat, nämlich die sakramental-eucharistische und episkopale Grundstruktur der Kirche in dem Sinne, dass die Einheit in der Eucharistie und das Bischofsamt in apostolischer Sukzession als für das Kirchesein konstitutiv betrachtet werden. Diese grosse Gemeinsamkeit hat Papst Benedikt XVI. mit den klaren Worten zum Ausdruck gebracht: „Unter den christlichen Kirchen und Gemeinschaften steht uns ohne Zweifel die Orthodoxie theologisch am nächsten; Katholiken und Orthodoxe haben die gleiche altkirchliche Struktur bewahrt; in diesem Sinn sind wird alle alte Kirche, die doch immer gegenwärtig und neu ist.“[19] Hier liegt denn auch der theologische Grund, dass die Katholische Kirche die Kirchen des Ostens als „echte Teilkirchen“ anerkennt und würdigt, selbst wenn sie nicht in verbindlicher Einheit mit dem Bischof von Rom leben.[20]

Angesichts dieser erfreulichen Ausgangslage konnte sich der ökumenische Dialog zwischen den Orthodoxen Kirchen und der Katholischen Kirche zunächst auf die Konsolidierung des gemeinsamen Glaubensfundamentes konzentrieren.[21] Dies gilt zumal für die erste Dekade des Dialogs in den Jahren 1980 bis 1990, in der auf verschiedenen Vollversammlungen der Kommission  weitgehende Konvergenzen zwischen der orthodoxem und katholischen Theologie festgestellt und in drei bedeutsamen Dokumenten veröffentlicht werden konnten, nämlich im Jahre 1982 über „Das Geheimnis der Kirche und der Eucharistie im Licht des Geheimnisses der Heiligen Dreifaltigkeit“[22], im Jahre 1987 über „Glaube, Sakramente und Einheit der Kirche“[23] und im Jahre 1988 über „Das Weihesakrament in der sakramentalen Struktur der Kirche, insbesondere die Bedeutung der Apostolischen Sukzession für die Heiligung und die Einheit des Volkes Gottes“[24]. Mit dem letzten Dokument hat die Kommission in Aussicht genommen, dass sich der ökumenische Dialog inskünftig dem Thema des Primats widmen und im Sinne eines ersten Schrittes die theologischen und kanonischen Konsequenzen aus der sakramentalen Natur der Kirche und dabei vor allem die Frage nach den gegenseitigen Beziehungen zwischen Autorität und Konziliarität in der Kirche besprochen werden sollten.

Dazu ist es allerdings nicht gekommen, weil in der zweiten Dekade in den Jahren 1990 bis 2000 die ökumenischen Gespräche immer schwieriger geworden sind und der theologische Dialog beinahe zum Erliegen gekommen ist. Ein wesentlicher Grund dafür lag in der neuen Situation, die nach der politischen Wende im Jahre 1989 eingetreten ist. Denn die politischen Veränderungen in Osteuropa haben dazu geführt, dass vor allem in der Ukraine, in Siebenbürgen und in Rumänien die Katholischen Ostkirchen, die während der Diktatur unter Stalin in brutaler Weise verfolgt und der Orthodoxen Kirche zugeschlagen worden sind, wieder aus den Katakomben in das öffentliche Leben zurückkehren konnten. Diese Entwicklung hat auf orthodoxer Seite die alten Polemiken hinsichtlich von Uniatismus und Proselytismus wieder aufflammen lassen, was zu einer dramatischen Verschlechterung der Dialogatmosphäre und zu einer Abänderung der vorgesehenen ökumenischen Traktandenliste geführt hat. Auf zwei Vollversammlungen der Kommission in Balamand im Libanon im Jahre 1993 mit dem verabschiedeten Dokument „Der Uniatismus – eine überholte Unionsmethode – und die derzeitige Suche nach der vollen Gemeinschaft“[25] und in Baltimore im Jahre 2000 wurde versucht, eine Lösung des Uniatismusproblems zu finden, was jedoch gescheitert ist, so dass von orthodoxer Seite die Kommissionsarbeit beendet wurde. Trotz einer langen Periode des theologischen Fortschritts hat der theologische Dialog wegen der Problematik des Uniatismus Schiffbruch erlitten; und er schien, was zumindest die Bewältigung dieses heiklen Problems betrifft, wieder am Nullpunkt angelangt zu sein.

Kurz nach Beginn des Pontifikats von Papst Benedikt XVI. und aufgrund seiner Vermittlungsbemühungen konnte der im Jahre 2000 abgebrochene Dialog wieder aufgenommen werden, so dass die Gemischte Internationale Kommission ihre Arbeit weiterführen konnte, und zwar mit der Verabschiedung des bedeutsamen Dokumentes „Ekklesiologische und kanonische Konsequenzen der sakramentalen Natur der Kirche. Kirchliche Communio, Konziliarität und Autorität“[26] auf der Vollversammlung in Ravenna im Jahre 2007. In diesem Dokument wird eingehend dargelegt, dass Synodalität und Primat auf allen Ebenen des Lebens der Kirche wechselseitig voneinander abhängig sind und dass die Kirche auf allen Ebenen und damit auch auf der universalen Ebene einen protos oder eine kephale braucht. Dass Katholiken und Orthodoxe dies zum ersten Mal gemeinsam erklären konnten, darf als Meilenstein im katholisch- orthodoxen Dialog gewürdigt werden.

Abschliessend bringt das Dokument von Ravenna die Überzeugung der Kommission zum Ausdruck, dass die dargebotenen Reflexionen über kirchliche Communio, Konziliarität und Autorität einen „positiven und bedeutsamen Fortschritt in unserem Dialog“ darstellen und eine „feste Basis für künftige Diskussion über die Frage des Primats auf der universalen Ebene der Kirche“ liefern. Das Dokument hält aber auch fest, dass noch keine Einigkeit in der Interpretation der historischen Zeugnisse über die Vorrechte des Bischofs von Rom als protos im Ersten Jahrtausend besteht. In Ravenna ist deshalb der Plan gefasst worden, dass die Kommission auf dem theologischen Fundament des verabschiedeten Dokumentes in einem nächsten Schritt in einer historischen Studie die Frage erörtern soll, welche Rolle der Bischof von Rom im ersten, in Ost und West gemeinsamen Jahrtausend gespielt hat, um in einem zweiten Schritt die unterschiedlichen Entwicklungen in Ost und West im zweiten Jahrtausend zu analysieren und in einem dritten Schritt ein gemeinsames Verständnis des Primats und seiner Praxis für das dritte Jahrtausend zu entwickeln. Nach einer längeren Phase und nach schwierigen Vollversammlungen konnte die Kommission im Jahre 2016 das so genannte Chieti-Dokument „Synodalität und Primat im Ersten Jahrtausend. Auf dem Weg zu einem gemeinsamen Verständnis im Dienst an der Einheit der Kirche“ verabschieden. Als nächste Aufgabe steht die Bearbeitung der Fortsetzung mit dem Thema „Primat und Synodalität im Zweiten Jahrtausend und heute“ an. Da während dieses Zeitraumes, in dem die Christen im Osten wie im Westen zum überwiegenden Teil getrennt voneinander gelebt haben, in der Lehre und Praxis der Kirche auf katholischer und orthodoxer Seite besonders bedeutsame unterschiedliche Entwicklungen festzustellen sind, muss im neuen Dokument versucht werden, näher auf die Hintergründe und die Art und Weise des in den verschiedenen kirchlichen Gemeinschaften gelebten Verhältnisses von Synodalität und Primat im Zweiten Jahrtausend einzugehen, indem die geschichtlichen Daten mit theologischen Reflexionen beleuchtet werden.

Anschliessend wird sich die Kommission in der künftigen Arbeit dem Thema widmen: „Auf dem Weg zu Einheit im Glauben. Theologische und kanonische Fragen“. Dabei wird es darum gehen, in einem ersten Schritt zusammenzutragen, was im theologischen Dialog bereits geleistet worden ist, und in einem zweiten Schritt jene theologischen und kanonischen Fragen zu benennen, die noch gelöst werden müssen, um die Einheit im Glauben zwischen Orthodoxer und Katholischer Kirche zu finden, die den Weg öffnen wird zur eucharistischen Gemeinschaft.

Überschattet ist der orthodox-katholische Dialog gegenwärtig von den tief liegenden Spannungen zwischen dem Russisch-Orthodoxen Patriarchat von Moskau und dem Ökumenischen Patriarchat von Konstantinopel zur Frage der Autokephalie der Orthodoxen Kirche in der Ukraine[27]. Da der Heilige Synod des Patriarchats von Moskau als Reaktion auf die diesbezüglichen Entscheidungen des Ökumenischen Patriarchen Bartholomaios I. das Verbot der Teilnahme von Vertretern des Patriarchats von Moskau an allen durch einen Bischof des Ökumenischen Patriarchats co-präsidierten Kommissionen beschlossen hat, ist davon auch die Gemischte Internationale Kommission für den theologischen Dialog betroffen. Da die Orthodoxen Kirchen jedoch festgelegt haben, dass die Abwesenheit einer oder mehrerer Orthodoxer Kirchen nicht die gänzliche Aufhebung des Dialogs bedeuten kann, wird die Kommission mit ihrer Dialogarbeit, freilich unter erschwerten Bedingungen, fortfahren.

 

Ökumenischer Austausch von Gaben

Der geraffte Überblick über die Geschichte der theologischen Arbeit in der Internationalen Kommission zeigt, dass es gegenwärtig noch unabsehbar ist, wann sie eine glaubwürdige und tragfähige Übereinkunft über den wunden Punkt, der bisher die Aufnahme von Kirchengemeinschaft verhindert hat, nämlich über die Frage des Primats des Bischofs von Rom, erreichen wird. Denn bei dieser Frage handelt es sich um ein schwieriges Problem, dem noch viel historische Erkundung und theologische Reflexionsarbeit gewidmet werden müssen. Angesichts dieser grossen Herausforderung wird der theologische Dialog nur in die Zukunft führen, wenn die jeweiligen starken Seiten beider Kirchen miteinander ins Gespräch gebracht werden, und zwar in der Hoffnung auf Lernbereitschaft auf beiden Seiten und in der Bewährung des Grundprinzips des ökumenischen Dialogs, der im gegenseitigen Austausch von Gaben besteht, in dem wir von den anderen lernen können.

Die Stärke der Orthodoxen Kirchen ist ihre Synodalität, weshalb Papst Franziskus immer wieder betont, die Katholische Kirche habe im Dialog mit den orthodoxen Brüdern die Möglichkeit, „etwas mehr über die Bedeutung der bischöflichen Kollegialität und ihre Erfahrung der Synodalität zu lernen“[28]. Im Spiegel der Tradition der Orthodoxen Kirchen wird die Katholische Kirche in der Tat eingestehen müssen, dass sie in ihrem Leben und in ihren ekklesialen Strukturen noch nicht jenes Mass an Synodalität ausgebildet hat, das theologisch möglich und notwendig wäre, und dass eine glaubwürdige Verbindung des primatial-hierarchischen Prinzips mit dem synodal-communialen Prinzip eine wesentliche Hilfe für das weitere ökumenische Gespräch mit der Orthodoxie sein könnte. Die Verstärkung der Synodalität stellt jedenfalls einen wichtigen ökumenischen Beitrag der Katholischen Kirche für eine mögliche Anerkennung des Primats dar. Für Papst Franziskus ist es evident, dass das katholische Engagement, eine synodale Kirche aufzubauen, „reich an Auswirkungen auf die Ökumene“ ist und auch eine neue Sicht über den Primat des Bischofs von Rom ermöglicht: „Ich bin überzeugt, dass in einer synodalen Kirche auch die Ausübung des petrinischen Primats besser geklärt werden kann. Der Papst steht nicht allein über der Kirche, sondern er steht in ihr als Getaufter unter den Getauften, im Bischofskollegium als Bischof unter dem Bischöfen und ist – als Nachfolger des Apostels Petrus – zugleich berufen, die Kirche von Rom zu leiten, die in der Liebe allen Kirchen vorsteht.“[29]

Von den Orthodoxen Kirchen wird man auf der anderen Seite erwarten dürfen, dass sie im ökumenischen Dialog lernen, dass ein Primat auch auf der universalen Ebene der Kirche nicht nur möglich und theologisch legitim, sondern auch notwendig ist, dass auch die innerorthodoxen Spannungen und Konflikte, die vor allem bei der „Heiligen und Grossen Synode“ von Kreta im Jahre 2016 deutlich zum Ausdruck gekommen sind[30], es nahelegen, auch auf der universalen Ebene der Kirche über ein Amt der Einheit nachzudenken, und dass dies keineswegs im Gegensatz zu einer eucharistischen Ekklesiologie steht, sondern mit ihr kompatibel ist, wie der orthodoxe Metropolit und ehemalige Co-Präsident der Gemischten Internationalen Kommission, John D. Zizioulas, immer wieder in Erinnerung gerufen hat[31].

Den Orthodoxen Kirchen ist ebenso die Einsicht zuzumuten, dass ein solches Amt der Einheit mehr sein muss als ein reiner Ehrenprimat, sondern auch jurisdiktionelle Elemente einschliesst. Dass der Papst „Erster unter Gleichen“ ist, dies würde auch die Orthodoxie ohne Weiteres akzeptieren. Denn sie anerkennt, dass auf der universalen Ebene der Bischof von Rom der Protos ist, wie es bereits im Konzil von Nicaea festgelegt ist. In katholischer Sicht ist der Bischof von Rom ebenfalls „Erster“, aber er hat als solcher „spezifische Funktionen und Aufgaben“[32]. Doch auch in katholischer Sicht darf der Primat des Bischofs von Rom nicht allein als eine juridische und schon gar nicht als eine rein äusserliche Zutat zur eucharistischen Ekklesiologie, sondern als in ihr selbst begründet verstanden werden, insofern die Kirche, die als weltweites Netz von Eucharistiegemeinschaften lebt, auch auf der universalen Ebene einen vollmächtigen Dienst an der Einheit braucht.[33] Der Dienst des Bischofs von Rom ist deshalb zutiefst nur von der Eucharistie her zu verstehen, nämlich als Primat in der Liebe im eucharistischen Sinn, der in der Kirche um eine Einheit besorgt ist, die eucharistische Gemeinschaft ermöglicht und schützt und glaubwürdig und wirksam verhindert, dass ein Altar gegen einen anderen Altar gestellt wird. Von daher muss der Liebesdienst des Bischofs von Rom aber auch „ein mit jurisdiktionellen Mitteln ausgestatteter Dienst“ sein, „welcher nicht über die Kirche herrscht, sondern mit den ihm zur Verfügung stehenden Mitteln die Einheit zu wahren vermag und damit diesem Liebesbund Bestand gibt“[34].

Wenn in diesem Sinn die Stärken der Orthodoxen und der Katholischen Kirche miteinander ins ökumenische Gespräch gebracht werden, könnte die Entwicklung einer glaubwürdigen theologischen Synthese von Primat und Synodalität eine weiterführende Etappe auf dem Weg zur Einheit sein. Ein solcher ökumenischer Austausch der Gaben zwischen Ost und West könnte sich auch in noch grundlegenderen theologischen Fragen als fruchtbar erweisen, was ich abschliessend nur an einem Beispiel verdeutlichen möchte.

Wenn man die dreibändige Dogmatik des rumänisch-orthodoxen Theologen Dumitru Staniloae aufschlägt, findet man nach dem ersten Teil, der der orthodoxen Lehre von Gott gewidmet ist, für den zweiten Teil die Überschrift: „Die Welt als Werk der Liebe Gottes, dazu bestimmt, vergöttlicht zu werden“. Dieser Teil ist seinerseits untergliedert in 1. „Die Schöpfung der sichtbaren Welt“, und 2. „Die Erschaffung der unsichtbaren Welt“. Staniloae ist sich dabei dessen bewusst, dass er sich mit diesem Ansatz von der westlichen Tradition unterscheidet, wenn er festhält: „In der abendländischen Theologie gab es des öfteren Bestrebungen, die Erlö[35] In der Tat ist in der westlichen Tradition vor allem in der Neuzeit die kosmische Dimension des christlichen Glaubens und theologischen Denkens weithin aus dem Bewusstsein entschwunden und durch eine starke Anthropozentrik ersetzt worden. Wohl deshalb steht in der westlichen Tradition in der Christologie seit längerer Zeit bis heute die Frage nach dem historischen Jesus im Vordergrund, während in der orthodoxen Theologie nach wie vor eine kosmische Christologie vertreten wird, und zwar in treuer Erbschaft zur altkirchlichen Christologie.

Noch deutlicher zeigt sich der Unterschied im theologischen Verständnis des Gottesdienstes. In der westlichen Tradition liegt in der liturgischen Praxis und in der Liturgiewissenschaft der Akzent weitgehend auf der Versammlung der Gemeinde und folglich auch auf der Frage, wie die Liturgie zu gestalten ist, so dass sie dem Glaubensbewusstsein der Gemeinde entspricht. Im Unterschied zu dieser forcierten Konzentration der Liturgie auf die Gemeindeperspektive wird die Liturgie in der ostkirchlichen Tradition immer auch und sogar prioritär als ein kosmisches Geschehen verstanden, und zwar in dem Sinn, dass die Liturgie vor allem der Eucharistie den eschatologischen Lobgesang des gesamten Kosmos vorwegnimmt und die himmlische Liturgie bereits in die irdische Liturgie hinein ragt und in ihr gegenwärtig ist, so dass sich Himmel und Erde berühren. Im ostkirchlichen Verständnis ist Liturgie sehr viel mehr als die Zusammenkunft einer mehr oder weniger grossen Gemeinschaft von Menschen. Sie wird vielmehr in die Weite des Kosmos hinein gefeiert, sie umgreift Geschichte und Schöpfung zugleich und macht die Wand zwischen der irdischen und der himmlischen Liturgie durchsichtig. Vor allem die Feier der Eucharistie wird nicht einfach in einem historischen Rückblick auf das Letzte Abendmahl verstanden, sondern im eschatogischen Vorausblick auch und vor allem als Vorwegfeier der eschatologischen Vollendung des Kosmos und der himmlischen Verherrlichung Gottes.

Nur auf diesem Hintergrund des ostkirchlichen Liturgieverständnisses kann man, um nur ein Beispiel zu nennen, die in den Orthodoxen Kirchen selbstverständliche Ostrichtung des liturgischen Betens und Feierns in adäquater Weise verstehen und würdigen. Denn in der östlichen Tradition wird die gemeinsame Ausrichtung der Gemeinde und des Priesters auf den Osten hin als „kosmisches Symbol für den wiederkommenden Christus“ verstanden[36]. Die Frage der Zelebrationsrichtung ist deshalb in erster Linie mit einer christologisch-eschatologischen und nicht mit einer ekklesiologischen Botschaft verbunden.

Müssten nicht auch wir Christen im Westen diese kosmische Dimension des Glaubens und des theologischen Denkens neu entdecken und uns von der orthodoxen Theologie bereichern lassen, wie vor allem Papst Benedikt XVI. in der Revitalisierung der kosmischen Dimension der Liturgie ein zentrales Element einer neuen liturgischen Bewegung betrachtet: „Die christliche Liturgie ist ein kosmisches Ereignis – die Schöpfung betet mit, wir beten mit der Schöpfung, und dabei öffnet sich zugleich der Weg auf die neue Schöpfung hin, auf die alle Kreatur wartet.“[37] Dies gilt zumal in der heutigen Zeit, in der wir uns um die bedrohte Schöpfung berechtigte Sorge machen? Denn auf die ökologische Herausforderung müssen wir eine Antwort aus der Kernmitte des christlichen Glaubens heraus geben.

Zugleich will dieses Beispiel eines theologisch-ökumenischen Austausches der Gaben verdeutlichen, dass solche gegenseitige Lernbereitschaft notwendig ist, damit Katholiken und Orthodoxe auf dem Weg der Wiedergewinnung der einen und ungeteilten Kirche in Ost und West vorankommen, die ihre Sinnbestimmung in der Wiederaufnahme der Eucharistiegemeinschaft finden muss, wie dies der Ökumenische Patriarch Athenagoras bereits im Jahre 1968 mit diesen eindringlichen Worten ausgesprochen hat: „Die Stunde des christlichen Mutes ist gekommen. Wir lieben einander; wir bekennen den gleichen gemeinsamen Glauben; machen wir uns zusammen auf den Weg vor die Herrlichkeit des gemeinsamen heiligen Altars, um den Willen des Herrn zu erfüllen, damit die Kirche strahlt, damit die Welt glaubt und der Friede Gottes auf alle kommt.“[38]

Daran mitwirken zu dürfen, dass dieser Weg, der vor über fünfzig Jahren so verheissungsvoll begonnen hat, sein Ziel in der eucharistischen Agape finden kann, ist eine schwere Verpflichtung, in erster Linie aber eine grosse Gnade. Denn der Dialog der Wahrheit und der Liebe dient dem grossen Ziel des Wiedergewinnens der einen und ungeteilten Kirche in Ost und West, die ihren höchsten Ausdruck in der Wiederaufnahme der eucharistischen Gemeinschaft finden muss und finden wird. Wie in der frühen Kirche das Wort „Liebe“ – „Agape“ – auch und besonders das Geheimnis der Eucharistie, in der die Liebe Christi zu seiner Kirche besonders intensiv erfahren wird, bezeichnet, so muss auch heute dort, wo Agape in einem ernsthaften Sinn als ekklesiale Realität gegeben ist, sie, um glaubwürdig sein zu können, auch zu eucharistischer Agape werden.

 

 

[1]  Unitatis redintegratio, Nr. 13.

[2]  Vgl. Ch. Lange, K. Pinggéra (Hrsg.), Die altorientalischen Kirchen. Glaube und Geschichte (Darmstadt 2010); P. Siniscalco, Le Antiche Chiese Orientali. Storia e letteratura (Roma 2005).

[3]  Vgl. E. Ch. Suttner, Vorchalcedonische und chalcedonische Christologie. Die eine Wahrheit in unterschiedlicher Begrifflichkeit, in: Ders., Kirche in einer zueinander rückenden Welt. Neue Aufsätze zu Theologie, Geschichte und Spiritualität des christlichen Ostens (Würzburg 2003) 155-170.

[4]  Vgl. K. Kardinal Koch, Jesus der Christus: Grund der Einheit oder Motiv der Trennung? in: Th. Hainthaler, D. Ansorge, A. Wucherpfennig (Hrsg.), Jesus der Christus im Glauben der einen Kirche. Christologiie – Kirchen des Ostens – Ökumenische Dialoge (Freiburg i. Br. 2019) 365-384.

[5]  Vgl. Th. Hainthaler, Hermeneutische Aspekte bei christologischen Erklärungen mit den Kirchen des Ostens, in: S. Ernst, G. Gade (Hrsg.), Glaubensverantwortung in Theologie, Pastoral und Ethik = Festschrift für Peter Knauer (Freiburg i. Br. 2015) 146-171.

[6]  Vgl. D. Winkler, Ökumene zwischen Stolper- und Meilensteinen. Der Dialog von PRO ORIENTE mit den orientalisch-orthodoxen Kirchen, in: J. Marte, R. Prokschi (Hrsg.)., WERKSTATT PRO ORIENTE. Erfolgsgeschichte eines Ost-West-Dialogs (1964-2014) = PRO ORIENTE Band XXVIII (Innsbruck – Wien 2014) 100-123.

[7]  Erklärung von Papst Johannes Paul II. und dem syrisch-orthodoxen Patriarchen von Antiochien und dem Ganzen Osten, Ignatius Zakka I. Iwas, zu gegenseitigen pastoralen Hilfen 23. Juni 1984, in: H. Meyer, D. Papandreou, H. J. Urban, L. Vischer (Hrsg.), Dokumente wachsender Übereinstimmung. Band 2: 1982-1990 (Paderborn – Frankfurt a. M. 1992) 571-574.

[8]  Vgl. J. Oeldemann, Gemeinsamer Glaube und pastorale Zusammenarbeit. 25 Jahre Weggemeinschaft zwischen der Syrisch-Orthodoxen Kirche und der Römisch-Katholischen Kirche (Basel 2011).

[9]  Gemeinsame Erklärung des Papstes Paul VI. und des koptischen Papst-Patriarchen Shenuda III. vom 10. Mai 1973, in: H. Meyer, H. J. Urban, L. Vischer (Hrsg.), Dokumente wachsender Übereinstimmung: 1931-1982 (Paderborn – Frankfurt a. M. 1983) 529-531.

[10]  Gemeinsame Erklärung von Papst Johannes Paul II. und dem Obersten Patriarchen und Katholikos aller Armenier, Karekin I., Rom, 13. Dezember 1996, in: H. Mayer, D. Papandreou, H. J. Urban, L. Vischer (Hrsg.), Dokumente wachsender Übereinstimmung. Band 3: 1990-2001 (Paderborn – Frankfurt a. M. 2003) 582-584.

[11]  Gemeinsame Erklärung von Katholikos Aram I. von Kilikien und Papst Johannes Paul II., Rom, 25. Januar 1997, in: a. a. O.,  584-587.

[12]  Wesen, Verfassung und Sendung der Kirche. Internationale Gemeinsame Kommission für den theologischen Dialog zwischen der Katholischen Kirche und den Orientalisch-Orthodoxen Kirchen, 2009, in: J. Oeldemann / F. Nüssel / U. Swarat / A. Vletsis (Hrsg.), Dokumente wachsender Übereinstimmung. Band 4: 2001-2010 (Paderborn – Leipzig 2012) 849-868.

[13]  Gemeinsame christologische Erklärung der Katholischen Kirche und der Assyrischen Kirche des Ostens, 1994, in: H. Meyer, D. Papandreou, H. J. Urban, L. Vischer (Hrsg.), Dokumente wachsender Übereinstimmung. Band 3: 1990-2001 (Paderborn – Frankfurt a. M. 2003) 596-598.

[14]  Vgl. Y. Congar, Zerstrittene Christenheit. Wo trennten sich Ost und West (Wien 1959).

[15]  W. Kardinal Kasper, Wege der Einheit. Perspektiven für die Ökumene (Freiburg i. Br. 2005) 208.

[16]  Déclaration commune du pape Paul VI et du patriarche Athénagoras esprimant leur décision d’enlever de la mémoire et du milieu de l’Église les sentences d’excommunication de l’année 1054, in: Tomos Agapis. Vatican-Phanar (1958-1970) (Rome-Istanbul 1971), Nr. 127.

[17]   J. Kardinal Ratzinger, Rom und die Kirchen des Ostens nach der Aufhebung der Exkommunikationen von 1054, in: Ders., Theologische Prinzipienlehre. Bausteine zur Fundamentaltheologie (München 1982) 214-230, zit. 229.

[18]  Vgl. K. Cardinal Koch, Auf dem Weg zur Wiederherstellung der einen Kirche in Ost und West, in: D. Schon (Hrsg.), Dialog 2.0 – Braucht der orthodox-katholische Dialog neue Impulse? (Regensburg 2017) 19-41.

[19]  Benedikt XVI., Begegnung mit den Vertretern der Orthodoxen Kirchen in Freiburg i. Breisgau am 24. September 2011.

[20]  Kongregation für die Glaubenslehre, Erklärung Dominus Iesus über die Einzigkeit und Heilsuniversalität Jesu Christi und der Kirche, Nr. 17.

[21]  Vgl. Frère Patrice Mahieu, O.S.B., Se préparer au don de l’unité. La commission internationale catholique-orthodoxe, 1975-2000 (Paris 2014); G. Martzelos, Der theologische Dialog zwischen der Orthodoxen und der Römisch-katholischen Kirche: Chronik – Bewertung – Aussichten, in: K. Nikolakopoulos (Hrsg.), Benedikt XVI. und die Orthodoxe Kirche. Bestandsaufnahmen, Erwartungen, Perspektiven (St. Ottilien 2008) 289-327; R. G. Robertson, Eastern Orthodox-Roman Catholic Dialogue (From 1980), in:  H. A. Rodano (Ed.), Celebrating a Century of Ecumenism. Exploring  the Achievements of International Dialogue (Geneva 2012) 249-263.

[22]  Dokumentiert in: H. Meyer, D. Papandreou, H. J. Urban, L. Vischer (Hrsg.), Dokumente wachsender Übereinstimmung. Band 2: 1982-1990 (Paderborn – Frankfurt a. M. 1992) 531-539.

[23]  Dokumentiert in: a. a. O., 542-551.

[24]  Dokumentiert in: a. a. O.,  556-565.

[25]  Dokumentiert in: H. Meyer, D. Papandreou, H. J. Urban, L. Vischer (Hrsg.), Dokumente wachsender Übereinstimmung. Band 3: 1990-2001 (Paderborn – Frankfurt a. M. 2003) 560-567.

[26]  Dokumentiert in: J. Oeldemann, F. Nüssel, U. Swarat, A. Vletsis (Hrsg.), Dokumente wachsender Übereinstimmung. Band 4: 2001-2010 (Paderborn – Leipzig 2012) 833-848.

[27]  Vgl. B. Hallensleben (Hrsg.), Orthodoxe Kirche in der Ukraine – wohin? Dokumente zur Debatte um die Autokephalie = Studia Oecumenica Friburgensia 92 (Münster 2019); J. Oeldemann, Orthodoxe Kirchen in der Ukraine. Zum Spannungsfeld zwischen Konstantinopel und Moskau, in: Stimmen der Zeit 144 (2019) 279-294.

[28]  Franziskus, Evangelii gaudium, Nr. 246.

[29]  Franziskus, Ansprache bei der 50-Jahr-Feier der Errichtung der Bischofssynode am 17. Oktober 2015.

[30]  Vgl. Th. Hainthaler, Nach der “Heiligen und Grossen Synode” von Kreta 2016. Fragen und Überlegungen zu einem Neuansatz des orthodox-katholischen Dialogs, in: D. Schon (Hrsg.), Dialog 2.0 – Braucht der orthodox-katholische Dialog neue Impulse? = Schriften des Ostkircheninstituts der Diözese Regensburg. Band 1 (Regensburg 2017) 118-133.

[31]  J. D. Zizioulas, Being as Communion (New York 1985); Idem, The One and the Many. Studies on God, Man, the Church and the World Today (Alhambra 2010).

[32]  Benedikt XVI., Licht der Welt. Der Papst, die Kirche und die Zeichen der Zeit. Ein Gespräch mit Peter Seewald (Freiburg i. Br. 2010) 114.

[33]  Vgl. B. Forte, Il primato nell´eucaristia. Considerazioni ecumeniche intorno al minstero petrino nella Chiesa, in: Asprenas 23 (1976) 391-410; A. Garuti, Ecclesiologia Eucaristica e primato del Vescovo di Roma, in: R. Karwacki (Hrsg.), Benedictus qui venit in Nomine Domini (Radom 200) 455-472.

[34]  M. Kunzler, Ergänzungen aus dem christlichen Osten, in: M. Heim – J. C. Pech (Hrsg.), Zur Mitte der Theologie im Werk von Joseph Ratzinger / Benedikt XVI. = Ratzinger Studien. Band 6 (Regensburg 2013) 122-140, zit. 139.

[35]  D. Staniloae, Orthodoxe Dogmatik. Band I (Zürich-Gütersloh 1985) 293.

[36]  M. Kunzler, Ergänzungen aus dem christlichen Osten, in: M. Heim / J. C. Pech (Hrsg.), Zur Mitte der Theologie im Werk von Joseph Ratzinger / Benedikt XVI. = Ratzinger-Studien. Band 6 (Regensburg 2013) 122-140, zit. 133.

[37]  J. Ratzinger, Geleitwort zur koreanischen Ausgabe von „Der Geist der Liturgie“, in: R. Voderholzer, Ch. Schaller, F. X. Heibl (Hrsg.), Mitteilungen Institut-Papst-Benedikt XVI. Band 2 (Regensburg 2009) 53-55, zit. 54.

[38]  Télégramme du patriarche Athénagoras au pape Paul VI, à l’occasion de l’anniversaire de la levée des anathèmes le 7 décembre 1969, in: Tomos Agapis. Vatican-Phanar (1958-1970) (Rome – Istanbul 1971) Nr. 277.

ÖKUMENISCHER AUSTAUSCH VON GABEN ZWISCHEN OST UND WEST

Vortrag im Haus des Dialogs in Budapest am 9. Juni 2021

 

Kurt Cardinal Koch

 

Im Laufe der zweitausendjährigen Geschichte der Christenheit müssen wir viele und verschiedene Spaltungen konstatieren. Man kann aber zwei Grundtypen von Spaltungen unterscheiden, nämlich auf der einen Seite die ersten Spaltungen im Orient im 5. Jahrhundert und das grosse Schisma in der Kirche zwischen Ost und West im 11. Jahrhundert, und auf der anderen Seite die Spaltungen in der Westkirche im 16. Jahrhundert. Die Überwindung dieser Spaltungen muss in verschiedenen und spezifischen ökumenischen Dialogen erfolgen. Man kann und muss sie voneinander unterscheiden, man darf sie aber nicht voneinander scheiden; denn das ökumenische Bemühen um die Wiederherstellung der Einheit der Kirche ist unteilbar. In diesem Sinn spricht das Zweite Vatikanische Konzil in seinem Dekret über den Ökumenismus „Unitatis redintegratio“ von „zwei besonderen Kategorien von Spaltungen, durch die der nahtlose Leibrock Christi getroffen wurde“, und führt dann aus: „Die ersten dieser Spaltungen geschahen im Orient, und zwar entweder aufgrund einer dogmatischen Bestreitung von Glaubensformeln der Konzilien von Ephesus und Chalkedon oder, in späterer Zeit, durch die Aufhebung der kirchlichen Gemeinschaft zwischen den Patriarchen des Orients und dem Römischen Stuhl.“[1]

 

Überwindung der ersten Spaltungen im Orient

Mit dieser Unterscheidung bezieht sich das Konzil auf die geschichtliche Tatsache, dass vor dem grossen Schisma in der Kirche zwischen Ost und West im 11. Jahrhundert im Orient bereits im 4. und 5. Jahrhundert Spaltungen stattgefunden haben, da einzelne kirchliche Gemeinschaften die christologischen Lehrentscheidungen der Konzilien von Ephesus im Jahre 431 und vor allem von Chalkedon im Jahre 451 nicht angenommen und sich deshalb von der Reichskirche getrennt haben. Zu diesen so genannten Orientalisch-Orthodoxen Kirchen gehören die Koptisch-Orthodoxe Kirche von Alexandrien, die Patriarchate der Armenisch-Apostolischen Kirche mit Sitz in Etschmiadzin und dem Katholikat von Antelias, das Syrisch-Orthodoxe Patriarchat von Antiochia – einschliesslich der Syrisch-Orthodoxen Malankarischen Kirche –, die Orthodoxen Tewahedo Kirchen von Äthiopien und Eritrea und die Orthodox-Syrische Malankarische Kirche.[2] Da diese Kirchen das Konzil von Chalkedon, das Vierte Ökumenische Konzil, nicht akzeptiert und rezipiert haben, werden sie auch die Kirchen der ersten drei Ökumenischen Konzilien genannt; oder man unterscheidet zwischen den chalkedonischen Kirchen, zu denen die Orthodoxen Kirchen, die Katholische Kirche und die aus der Reformation hervorgegangenen Kirchen gehören, und den nicht-chalkedonischen Kirchen.[3]

Bei den Spaltungen im 5. Jahrhundert haben gewiss auch politische Motive eine nicht unbedeutende Rolle gespielt, zumal es im Rückblick auf die damalige Zeit nicht leicht ist, zwischen kirchlicher Glaubensverantwortung und Reichspolitik präzis zu unterscheiden oder gar zu trennen. Der theologische Grund für die Spaltungen ist aber der Streit um die adäquate Formulierung des Christusbekenntnisses gewesen. Die Teilnehmer am Konzil von Chalkedon haben sich nach einem langen theologischen Ringen für die Definition entschieden, dass Jesus Christus, da er wahrer Gott und wahrer Mensch  ist, eine Person in zwei Naturen ist, die als „unvermischt und unveränderlich, ungetrennt und unteilbar“ erkannt werden. Diese Formel „in zwei Naturen“ haben die vorchalkedonischen Kirchen dahingehend verstanden, das Konzil würde von zwei Subjekten in Christus reden und vertrete dementsprechend eine Zwei-Söhne-Lehre. Um eine solche als Häresie wahrgenommene Lehre zu überwinden, sind sie der vor allem in Alexandrien lebendigen Glaubensüberzeugung treu geblieben, dass die eine göttliche Natur in Jesus von Nazareth Fleisch geworden ist, und sie haben in der Folge betont, dass in Christus nicht zwei Naturen, sondern eine Natur gegeben ist. Über diese diophysitische und miaphysitische Formeln und die ihnen zugrundeliegenden Probleme, was unter Natur, hypostasis, prosopon und persona genauer zu verstehen ist, sind heftige Auseinandersetzungen geführt worden, die schliesslich zu Spaltungen in der Kirche geführt haben.

Da es bei den Spaltungen im 5. Jahrhundert um das Christusbekenntnis und damit um die innerste Mitte des christlichen Glaubens gegangen ist, versteht es sich leicht, dass bei den beginnenden ökumenischen Gesprächen zwischen der Katholischen Kirche und den Orientalisch-Orthodoxen Kirchen in erster Linie christologische Fragen zu behandeln gewesen sind.[4] Die theologischen Dialoge haben dabei zu dem erfreulichen Ergebnis geführt, dass es sich bei den genannten christologischen Auseinandersetzungen im Wesentlichen auch um ein Sprachproblem gehandelt hat, insofern man verschiedene philosophische und theologische Begriffe von Person und Natur verwendet hat, im Grunde aber denselben kirchlichen Christusglauben bezeugen wollte.[5] Bereits die Erste Pro-Oriente-Konsultation, die im Jahre 1971 in Wien mit Vertretern der Orientalisch-Orthodoxen Kirchen stattgefunden und sich die Aufgabe vorgenommen hat, den grossen Konflikt um das Konzil von Chalkedon zu analysieren und damit die belastende Vergangenheit aufzuarbeiten, hat mit einem weitgehenden Konsens im Christusglauben und der Feststellung von Unterschieden in der theologischen Terminologie geendet. Dieser Konsens ist mit der so genannten „Wiener christologischen Formel“ zum Ausdruck gebracht worden, in der die Einheit von Gottheit und Menschheit in Jesus Christus und zugleich deren Unterschiedenheit deutlich festgehalten worden sind, ohne dabei die in der Geschichte umstrittenen Fachtermini wie physis, hypostasis und prosopon zu verwenden.[6]

Diese wichtigen ökumenischen Vorarbeiten haben die späteren offiziellen Dialoge und die auf sie folgenden christologischen Erklärungen zwischen dem Bischof von Rom und Oberhäuptern von verschiedenen Orientalisch-Orthodoxen Kirchen vorbereitet und ermöglicht. Besonders hervorzuheben ist dabei bereits im Jahre 1984 die Gemeinsame Erklärung von Papst Johannes Paul II. und dem Syrisch-Orthodoxen Patriarchen von Antiochien und des ganzen Ostens, Ignatius Zakk I. Iwas, in der sie hervorgehoben haben, dass es heute „keine reale Grundlage mehr für die traurigen Trennungen und Schismen“ gebe, „die als deren Folgen zwischen uns entstanden betreffend der Lehre der Inkarnation“: „In Worten und Leben bekennen wir die wahre Lehre bezüglich Christus, unserem Herrn, ungeachtet der Unterschiede in der Interpretation solcher Lehren, wie sie zur Zeit des Konzils von Chalkedon aufkamen.“ [7] Auf dieser Gemeinsamen Erklärung aufbauend haben beide Kirchenführer ein pastorales Abkommen mit der Ermöglichung des wechselseitigen Empfangs der Sakramente der Busse, der Eucharistie und der Krankensalbung in Notsituationen unterzeichnet[8]. Dieses Abkommen verdient dabei das Attribut „historisch“, weil zum ersten Mal in der Geschichte trotz weiter bestehender Kirchentrennung eine begrenzte communicatio in sacris zwischen beiden Kirchen ermöglicht worden ist. Gemeinsame Erklärungen zu christologischen Differenzen und deren Überwindung in ökumenischen Dialogen hat der jeweilige Bischof von Rom auch mit anderen Kirchenführern vereinbart. Zu erinnern ist vor allem an die Gemeinsame Erklärung von Papst Paul VI. und dem Koptisch-Orthodoxen Patriarchen Shenuda III im Jahre 1971[9], an die Gemeinsame Erklärung von Papst Johannes Paul II. und des Obersten Patriarchen und Katholikos aller Armenier, Karekin I., im Jahre 1996[10] und an die Gemeinsame Erklärung von Papst Johannes Paul II. und dem Katholikos Aram I. von Kilikien im Jahre 1997[11].

Mit diesen Gemeinsamen Erklärungen konnten nach mehr als 1500 Jahren nach dem Konzil von Chalkedon die christologischen Differenzen zwischen der Katholischen Kirche und den Orientalisch-Orthodoxen Kirche in offizieller Weise bereinigt werden. Damit freilich ist die Kirchen- und Eucharistiegemeinschaft noch nicht wiederhergestellt. Um das Erreichen dieses Zieles weiter vorzubereiten, ist im Jahre 2003 eine Gemische Internationale Kommission zwischen der Katholischen Kirche und den Orientalisch-Orthodoxen Kirchen begründet worden, die in der Zwischenzeit bereits zwei bedeutende Dokumente verabschiedet hat:

Im ersten Dokument „Wesen, Verfassung und Sendung der Kirche“[12] konnte ein breiter Konsens über fundamentale ekklesiologische Prinzipien wie über das Mysterium der Kirche, das Bischofsamt in apostolischer Sukzession, Synodalität, beziehungsweise Kollegialität und Primat und über die Sendung der Kirche aufgezeigt werden; und anschliessend werden jene Themen benannt, die noch weiterer Studien bedürfen. Im zweiten, im Jahre 2015 veröffentlichten, Dokument über die „Ausübung der Gemeinschaft im Leben der frühen Kirche und die Implikationen für die Suche nach Gemeinschaft heute“ wird die Natur der Beziehungen untersucht, die zwischen den Kirchen in der Periode vor den Spaltungen im fünften Jahrhundert bestanden haben, und es wird gezeigt, dass die volle Gemeinschaft zwischen den Kirchen auf den folgenden sechs Feldern zum Ausdruck gebracht worden ist, nämlich im Austausch von Briefen und Besuchen, auf Synoden und Konzilien, in Gebeten und anderen liturgischen Praktiken, in der Verehrung von gemeinsamen Heiligen und Märtyrern, in der Entwicklung des Mönchtums in allen Kirchen und bei Wallfahrten zu Heiligtümern in verschiedenen Kirchen.

In ihrer dritten Phase hat sich die Kommission vor allem Fragen der Sakramententheologie gewidmet und arbeitet momentan an der Verabschiedung eines diesbezüglichen Dokuments. Danach wird sie sich mariologischen Fragen zuwenden, um anschliessend mit der Bearbeitung der ekklesiologischen Probleme den Kirchen zu helfen, die Spaltungen zu überwinden und auf dem Weg zur eucharistischen Gemeinschaft einen wesentlichen Schritt weiterkommen zu können.

Schliesslich ist zu erwähnen, dass die Assyrische Kirche des Ostens einen eigenen Weg gegangen ist, und zwar insofern, als sie nur das Konzil von Nicaea im Jahre 325 und das Konzil von Konstantinopel im Jahre 381, nicht aber das Konzil von Ephesus im Jahre 431 rezipiert hat und damit die auf diesem Konzil ausgesprochene Verurteilung des Nestorius für ungerechtfertigt hält. Da sie von den Orientalisch-Orthodoxen Kirchen als „nestorianische“ Kirche und nicht als zu ihrer Kirchengemeinschaft zählend betrachtet wird, führt die Katholische Kirche mit ihr einen eigenen bilateralen Dialog, der auf der christologischen Erklärung von Papst Johannes Paul II. und von Katholikos Patriarch Mar Dinkha IV. aus dem Jahre 1994 aufbauen kann. In dieser werden die Streitigkeiten in der Vergangenheit, die zu Anathematismen geführt haben, bedauert, es wird eingestanden, dass die so entstandenen Spaltungen „grösstenteils auf Missverständnisse zurückzuführen waren“; und es wird festgestellt, „dass wir uns heute geeint“ wissen „im Bekenntnis des gleichen Glaubens an den Sohn Gottes, der Mensch wurde, damit wir durch seine Gnade Kinder Gottes werden konnten“[13]. Im Anschluss an diese christologische Erklärung ist von der Kommission ein gemeinsames Dokument über die Sakramente erarbeitet worden, das mit dem Titel „Common Statement on <Sacramental Life>“ im Jahre 2017 unterzeichnet worden ist. In der sich anschliessenden neuen Dialogphase beschäftigt sich die Kommission mit den Wesenseigenschaften der Kirche im Blick auf das liturgische, biblische und patristische Erbe der Kirche des Ostens.

 

Überwindung des Schismas zwischen Ost und West

Wenden wir uns von daher dem Schisma in der Kirche zwischen Ost und West zu, das zumeist mit dem Jahre 1054 verbunden wird, als die gegenseitigen Exkommunikationen zwischen Rom und Konstantinopel ausgesprochen worden sind. Dabei handelt es sich freilich weniger um ein historisches als vielmehr um ein symbolisches Datum. Denn in der westlichen und östlichen Christenheit ist das Evangelium Jesu Christi eigentlich von Anfang an in einer unterschiedlichen Art und Weise aufgenommen und in verschiedenen Traditionen und kulturellen Ausformungen gelebt und weitergegeben worden. Mit diesen Unterschieden haben die kirchlichen Gemeinschaften im ersten Jahrtausend in Ost und West in der einen Kirche gelebt. Sie haben sich aber immer mehr voneinander entfremdet und konnten sich immer weniger verstehen.[14] Es sind vor allem unterschiedliche Verstehensweisen und verschiedene Spiritualitäten gewesen, die zu einem grossen Teil die Kirchenspaltung verursacht haben, wie Kardinal Walter Kasper mit Recht feststellt: „Die Christenheit hat sich nicht primär auseinander diskutiert und über unterschiedlichen Lehrformeln zerstritten, sondern auseinander gelebt.“[15]

Angesichts dieser Entfremdungsprozesse, die nach der Trennung im Zweiten Jahrtausend nochmals wesentlich vertieft worden sind, darf man es als bedeutenden Schritt würdigen, dass in der zweiten Hälfte des Zwanzigsten Jahrhunderts intensive Bemühungen um Verständigung und Versöhnung in der Kirche zwischen Ost und West unternommen worden sind. Deren Höhepunkt ist zweifellos das grossartige Ereignis am 7. Dezember 1965 gewesen, als unmittelbar vor Abschluss des Zweiten Vatikanischen Konzils in der Patriarchalkirche St. Georg im Phanar in Konstantinopel und in der Petersbasilika in Rom die gemeinsame Erklärung der höchsten Repräsentanten der beiden kirchlichen Gemeinschaften, des Ökumenischen Patriarchen Athenagoras und von Papst Paul VI., verlesen wurde, mit der die beiderseitigen Anathemata von 1954 „aus dem Gedächtnis und der Mitte der Kirche entfernt“ worden sind, „damit sie für die Wiederannäherung in der Liebe kein Hindernis mehr darstellen können“[16]. Indem in dieser Weise die Exkommunikationen von 1054 dem Vergessen überantwortet worden sind, ist zugleich erklärt worden, dass sie nicht mehr zum amtlichen Bestand der Kirchen gehören. Mit diesem Akt ist das Gift der Exkommunikation aus dem Organismus der Kirche gezogen und das „Symbol der Spaltung“ durch das „Symbol der Liebe“ ersetzt worden[17]; und er ist zum Ausgangspunkt für den ökumenischen Dialog der Liebe und der Wahrheit geworden.[18]

Der Dialog der Wahrheit, nämlich die theologische Bearbeitung der von der Vergangenheit her strittigen Fragen wird von der Gemischten Internationalen Kommission für den theologischen Dialog zwischen der Katholischen Kirche und der Orthodoxen Kirche in ihrem Gesamt wahrgenommen, die im Jahre 1979 von Papst Johannes Paul II. und dem Ökumenischen Patriarchen Demetrios I. ins Leben gerufen worden ist und in der vierzehn autokephale oder autonome Orthodoxe Kirchen, mit Ausnahme derjenigen von Bulgarien, Mitglieder sind.

Der theologische Dialog der Wahrheit kann von der erfreulichen Feststellung ausgehen, dass die Katholische Kirche mit den Orthodoxen Kirchen eine grosse gemeinsame Basis an Glaubensüberzeugungen teilt, zumal in beiden kirchlichen Gemeinschaften jenes ekklesiologische Grundgefüge erhalten geblieben ist, das sich seit dem Zweiten Jahrhundert herausgebildet hat, nämlich die sakramental-eucharistische und episkopale Grundstruktur der Kirche in dem Sinne, dass die Einheit in der Eucharistie und das Bischofsamt in apostolischer Sukzession als für das Kirchesein konstitutiv betrachtet werden. Diese grosse Gemeinsamkeit hat Papst Benedikt XVI. mit den klaren Worten zum Ausdruck gebracht: „Unter den christlichen Kirchen und Gemeinschaften steht uns ohne Zweifel die Orthodoxie theologisch am nächsten; Katholiken und Orthodoxe haben die gleiche altkirchliche Struktur bewahrt; in diesem Sinn sind wird alle alte Kirche, die doch immer gegenwärtig und neu ist.“[19] Hier liegt denn auch der theologische Grund, dass die Katholische Kirche die Kirchen des Ostens als „echte Teilkirchen“ anerkennt und würdigt, selbst wenn sie nicht in verbindlicher Einheit mit dem Bischof von Rom leben.[20]

Angesichts dieser erfreulichen Ausgangslage konnte sich der ökumenische Dialog zwischen den Orthodoxen Kirchen und der Katholischen Kirche zunächst auf die Konsolidierung des gemeinsamen Glaubensfundamentes konzentrieren.[21] Dies gilt zumal für die erste Dekade des Dialogs in den Jahren 1980 bis 1990, in der auf verschiedenen Vollversammlungen der Kommission  weitgehende Konvergenzen zwischen der orthodoxem und katholischen Theologie festgestellt und in drei bedeutsamen Dokumenten veröffentlicht werden konnten, nämlich im Jahre 1982 über „Das Geheimnis der Kirche und der Eucharistie im Licht des Geheimnisses der Heiligen Dreifaltigkeit“[22], im Jahre 1987 über „Glaube, Sakramente und Einheit der Kirche“[23] und im Jahre 1988 über „Das Weihesakrament in der sakramentalen Struktur der Kirche, insbesondere die Bedeutung der Apostolischen Sukzession für die Heiligung und die Einheit des Volkes Gottes“[24]. Mit dem letzten Dokument hat die Kommission in Aussicht genommen, dass sich der ökumenische Dialog inskünftig dem Thema des Primats widmen und im Sinne eines ersten Schrittes die theologischen und kanonischen Konsequenzen aus der sakramentalen Natur der Kirche und dabei vor allem die Frage nach den gegenseitigen Beziehungen zwischen Autorität und Konziliarität in der Kirche besprochen werden sollten.

Dazu ist es allerdings nicht gekommen, weil in der zweiten Dekade in den Jahren 1990 bis 2000 die ökumenischen Gespräche immer schwieriger geworden sind und der theologische Dialog beinahe zum Erliegen gekommen ist. Ein wesentlicher Grund dafür lag in der neuen Situation, die nach der politischen Wende im Jahre 1989 eingetreten ist. Denn die politischen Veränderungen in Osteuropa haben dazu geführt, dass vor allem in der Ukraine, in Siebenbürgen und in Rumänien die Katholischen Ostkirchen, die während der Diktatur unter Stalin in brutaler Weise verfolgt und der Orthodoxen Kirche zugeschlagen worden sind, wieder aus den Katakomben in das öffentliche Leben zurückkehren konnten. Diese Entwicklung hat auf orthodoxer Seite die alten Polemiken hinsichtlich von Uniatismus und Proselytismus wieder aufflammen lassen, was zu einer dramatischen Verschlechterung der Dialogatmosphäre und zu einer Abänderung der vorgesehenen ökumenischen Traktandenliste geführt hat. Auf zwei Vollversammlungen der Kommission in Balamand im Libanon im Jahre 1993 mit dem verabschiedeten Dokument „Der Uniatismus – eine überholte Unionsmethode – und die derzeitige Suche nach der vollen Gemeinschaft“[25] und in Baltimore im Jahre 2000 wurde versucht, eine Lösung des Uniatismusproblems zu finden, was jedoch gescheitert ist, so dass von orthodoxer Seite die Kommissionsarbeit beendet wurde. Trotz einer langen Periode des theologischen Fortschritts hat der theologische Dialog wegen der Problematik des Uniatismus Schiffbruch erlitten; und er schien, was zumindest die Bewältigung dieses heiklen Problems betrifft, wieder am Nullpunkt angelangt zu sein.

Kurz nach Beginn des Pontifikats von Papst Benedikt XVI. und aufgrund seiner Vermittlungsbemühungen konnte der im Jahre 2000 abgebrochene Dialog wieder aufgenommen werden, so dass die Gemischte Internationale Kommission ihre Arbeit weiterführen konnte, und zwar mit der Verabschiedung des bedeutsamen Dokumentes „Ekklesiologische und kanonische Konsequenzen der sakramentalen Natur der Kirche. Kirchliche Communio, Konziliarität und Autorität“[26] auf der Vollversammlung in Ravenna im Jahre 2007. In diesem Dokument wird eingehend dargelegt, dass Synodalität und Primat auf allen Ebenen des Lebens der Kirche wechselseitig voneinander abhängig sind und dass die Kirche auf allen Ebenen und damit auch auf der universalen Ebene einen protos oder eine kephale braucht. Dass Katholiken und Orthodoxe dies zum ersten Mal gemeinsam erklären konnten, darf als Meilenstein im katholisch- orthodoxen Dialog gewürdigt werden.

Abschliessend bringt das Dokument von Ravenna die Überzeugung der Kommission zum Ausdruck, dass die dargebotenen Reflexionen über kirchliche Communio, Konziliarität und Autorität einen „positiven und bedeutsamen Fortschritt in unserem Dialog“ darstellen und eine „feste Basis für künftige Diskussion über die Frage des Primats auf der universalen Ebene der Kirche“ liefern. Das Dokument hält aber auch fest, dass noch keine Einigkeit in der Interpretation der historischen Zeugnisse über die Vorrechte des Bischofs von Rom als protos im Ersten Jahrtausend besteht. In Ravenna ist deshalb der Plan gefasst worden, dass die Kommission auf dem theologischen Fundament des verabschiedeten Dokumentes in einem nächsten Schritt in einer historischen Studie die Frage erörtern soll, welche Rolle der Bischof von Rom im ersten, in Ost und West gemeinsamen Jahrtausend gespielt hat, um in einem zweiten Schritt die unterschiedlichen Entwicklungen in Ost und West im zweiten Jahrtausend zu analysieren und in einem dritten Schritt ein gemeinsames Verständnis des Primats und seiner Praxis für das dritte Jahrtausend zu entwickeln. Nach einer längeren Phase und nach schwierigen Vollversammlungen konnte die Kommission im Jahre 2016 das so genannte Chieti-Dokument „Synodalität und Primat im Ersten Jahrtausend. Auf dem Weg zu einem gemeinsamen Verständnis im Dienst an der Einheit der Kirche“ verabschieden. Als nächste Aufgabe steht die Bearbeitung der Fortsetzung mit dem Thema „Primat und Synodalität im Zweiten Jahrtausend und heute“ an. Da während dieses Zeitraumes, in dem die Christen im Osten wie im Westen zum überwiegenden Teil getrennt voneinander gelebt haben, in der Lehre und Praxis der Kirche auf katholischer und orthodoxer Seite besonders bedeutsame unterschiedliche Entwicklungen festzustellen sind, muss im neuen Dokument versucht werden, näher auf die Hintergründe und die Art und Weise des in den verschiedenen kirchlichen Gemeinschaften gelebten Verhältnisses von Synodalität und Primat im Zweiten Jahrtausend einzugehen, indem die geschichtlichen Daten mit theologischen Reflexionen beleuchtet werden.

Anschliessend wird sich die Kommission in der künftigen Arbeit dem Thema widmen: „Auf dem Weg zu Einheit im Glauben. Theologische und kanonische Fragen“. Dabei wird es darum gehen, in einem ersten Schritt zusammenzutragen, was im theologischen Dialog bereits geleistet worden ist, und in einem zweiten Schritt jene theologischen und kanonischen Fragen zu benennen, die noch gelöst werden müssen, um die Einheit im Glauben zwischen Orthodoxer und Katholischer Kirche zu finden, die den Weg öffnen wird zur eucharistischen Gemeinschaft.

Überschattet ist der orthodox-katholische Dialog gegenwärtig von den tief liegenden Spannungen zwischen dem Russisch-Orthodoxen Patriarchat von Moskau und dem Ökumenischen Patriarchat von Konstantinopel zur Frage der Autokephalie der Orthodoxen Kirche in der Ukraine[27]. Da der Heilige Synod des Patriarchats von Moskau als Reaktion auf die diesbezüglichen Entscheidungen des Ökumenischen Patriarchen Bartholomaios I. das Verbot der Teilnahme von Vertretern des Patriarchats von Moskau an allen durch einen Bischof des Ökumenischen Patriarchats co-präsidierten Kommissionen beschlossen hat, ist davon auch die Gemischte Internationale Kommission für den theologischen Dialog betroffen. Da die Orthodoxen Kirchen jedoch festgelegt haben, dass die Abwesenheit einer oder mehrerer Orthodoxer Kirchen nicht die gänzliche Aufhebung des Dialogs bedeuten kann, wird die Kommission mit ihrer Dialogarbeit, freilich unter erschwerten Bedingungen, fortfahren.

 

Ökumenischer Austausch von Gaben

Der geraffte Überblick über die Geschichte der theologischen Arbeit in der Internationalen Kommission zeigt, dass es gegenwärtig noch unabsehbar ist, wann sie eine glaubwürdige und tragfähige Übereinkunft über den wunden Punkt, der bisher die Aufnahme von Kirchengemeinschaft verhindert hat, nämlich über die Frage des Primats des Bischofs von Rom, erreichen wird. Denn bei dieser Frage handelt es sich um ein schwieriges Problem, dem noch viel historische Erkundung und theologische Reflexionsarbeit gewidmet werden müssen. Angesichts dieser grossen Herausforderung wird der theologische Dialog nur in die Zukunft führen, wenn die jeweiligen starken Seiten beider Kirchen miteinander ins Gespräch gebracht werden, und zwar in der Hoffnung auf Lernbereitschaft auf beiden Seiten und in der Bewährung des Grundprinzips des ökumenischen Dialogs, der im gegenseitigen Austausch von Gaben besteht, in dem wir von den anderen lernen können.

Die Stärke der Orthodoxen Kirchen ist ihre Synodalität, weshalb Papst Franziskus immer wieder betont, die Katholische Kirche habe im Dialog mit den orthodoxen Brüdern die Möglichkeit, „etwas mehr über die Bedeutung der bischöflichen Kollegialität und ihre Erfahrung der Synodalität zu lernen“[28]. Im Spiegel der Tradition der Orthodoxen Kirchen wird die Katholische Kirche in der Tat eingestehen müssen, dass sie in ihrem Leben und in ihren ekklesialen Strukturen noch nicht jenes Mass an Synodalität ausgebildet hat, das theologisch möglich und notwendig wäre, und dass eine glaubwürdige Verbindung des primatial-hierarchischen Prinzips mit dem synodal-communialen Prinzip eine wesentliche Hilfe für das weitere ökumenische Gespräch mit der Orthodoxie sein könnte. Die Verstärkung der Synodalität stellt jedenfalls einen wichtigen ökumenischen Beitrag der Katholischen Kirche für eine mögliche Anerkennung des Primats dar. Für Papst Franziskus ist es evident, dass das katholische Engagement, eine synodale Kirche aufzubauen, „reich an Auswirkungen auf die Ökumene“ ist und auch eine neue Sicht über den Primat des Bischofs von Rom ermöglicht: „Ich bin überzeugt, dass in einer synodalen Kirche auch die Ausübung des petrinischen Primats besser geklärt werden kann. Der Papst steht nicht allein über der Kirche, sondern er steht in ihr als Getaufter unter den Getauften, im Bischofskollegium als Bischof unter dem Bischöfen und ist – als Nachfolger des Apostels Petrus – zugleich berufen, die Kirche von Rom zu leiten, die in der Liebe allen Kirchen vorsteht.“[29]

Von den Orthodoxen Kirchen wird man auf der anderen Seite erwarten dürfen, dass sie im ökumenischen Dialog lernen, dass ein Primat auch auf der universalen Ebene der Kirche nicht nur möglich und theologisch legitim, sondern auch notwendig ist, dass auch die innerorthodoxen Spannungen und Konflikte, die vor allem bei der „Heiligen und Grossen Synode“ von Kreta im Jahre 2016 deutlich zum Ausdruck gekommen sind[30], es nahelegen, auch auf der universalen Ebene der Kirche über ein Amt der Einheit nachzudenken, und dass dies keineswegs im Gegensatz zu einer eucharistischen Ekklesiologie steht, sondern mit ihr kompatibel ist, wie der orthodoxe Metropolit und ehemalige Co-Präsident der Gemischten Internationalen Kommission, John D. Zizioulas, immer wieder in Erinnerung gerufen hat[31].

Den Orthodoxen Kirchen ist ebenso die Einsicht zuzumuten, dass ein solches Amt der Einheit mehr sein muss als ein reiner Ehrenprimat, sondern auch jurisdiktionelle Elemente einschliesst. Dass der Papst „Erster unter Gleichen“ ist, dies würde auch die Orthodoxie ohne Weiteres akzeptieren. Denn sie anerkennt, dass auf der universalen Ebene der Bischof von Rom der Protos ist, wie es bereits im Konzil von Nicaea festgelegt ist. In katholischer Sicht ist der Bischof von Rom ebenfalls „Erster“, aber er hat als solcher „spezifische Funktionen und Aufgaben“[32]. Doch auch in katholischer Sicht darf der Primat des Bischofs von Rom nicht allein als eine juridische und schon gar nicht als eine rein äusserliche Zutat zur eucharistischen Ekklesiologie, sondern als in ihr selbst begründet verstanden werden, insofern die Kirche, die als weltweites Netz von Eucharistiegemeinschaften lebt, auch auf der universalen Ebene einen vollmächtigen Dienst an der Einheit braucht.[33] Der Dienst des Bischofs von Rom ist deshalb zutiefst nur von der Eucharistie her zu verstehen, nämlich als Primat in der Liebe im eucharistischen Sinn, der in der Kirche um eine Einheit besorgt ist, die eucharistische Gemeinschaft ermöglicht und schützt und glaubwürdig und wirksam verhindert, dass ein Altar gegen einen anderen Altar gestellt wird. Von daher muss der Liebesdienst des Bischofs von Rom aber auch „ein mit jurisdiktionellen Mitteln ausgestatteter Dienst“ sein, „welcher nicht über die Kirche herrscht, sondern mit den ihm zur Verfügung stehenden Mitteln die Einheit zu wahren vermag und damit diesem Liebesbund Bestand gibt“[34].

Wenn in diesem Sinn die Stärken der Orthodoxen und der Katholischen Kirche miteinander ins ökumenische Gespräch gebracht werden, könnte die Entwicklung einer glaubwürdigen theologischen Synthese von Primat und Synodalität eine weiterführende Etappe auf dem Weg zur Einheit sein. Ein solcher ökumenischer Austausch der Gaben zwischen Ost und West könnte sich auch in noch grundlegenderen theologischen Fragen als fruchtbar erweisen, was ich abschliessend nur an einem Beispiel verdeutlichen möchte.

Wenn man die dreibändige Dogmatik des rumänisch-orthodoxen Theologen Dumitru Staniloae aufschlägt, findet man nach dem ersten Teil, der der orthodoxen Lehre von Gott gewidmet ist, für den zweiten Teil die Überschrift: „Die Welt als Werk der Liebe Gottes, dazu bestimmt, vergöttlicht zu werden“. Dieser Teil ist seinerseits untergliedert in 1. „Die Schöpfung der sichtbaren Welt“, und 2. „Die Erschaffung der unsichtbaren Welt“. Staniloae ist sich dabei dessen bewusst, dass er sich mit diesem Ansatz von der westlichen Tradition unterscheidet, wenn er festhält: „In der abendländischen Theologie gab es des öfteren Bestrebungen, die Erlö[35] In der Tat ist in der westlichen Tradition vor allem in der Neuzeit die kosmische Dimension des christlichen Glaubens und theologischen Denkens weithin aus dem Bewusstsein entschwunden und durch eine starke Anthropozentrik ersetzt worden. Wohl deshalb steht in der westlichen Tradition in der Christologie seit längerer Zeit bis heute die Frage nach dem historischen Jesus im Vordergrund, während in der orthodoxen Theologie nach wie vor eine kosmische Christologie vertreten wird, und zwar in treuer Erbschaft zur altkirchlichen Christologie.

Noch deutlicher zeigt sich der Unterschied im theologischen Verständnis des Gottesdienstes. In der westlichen Tradition liegt in der liturgischen Praxis und in der Liturgiewissenschaft der Akzent weitgehend auf der Versammlung der Gemeinde und folglich auch auf der Frage, wie die Liturgie zu gestalten ist, so dass sie dem Glaubensbewusstsein der Gemeinde entspricht. Im Unterschied zu dieser forcierten Konzentration der Liturgie auf die Gemeindeperspektive wird die Liturgie in der ostkirchlichen Tradition immer auch und sogar prioritär als ein kosmisches Geschehen verstanden, und zwar in dem Sinn, dass die Liturgie vor allem der Eucharistie den eschatologischen Lobgesang des gesamten Kosmos vorwegnimmt und die himmlische Liturgie bereits in die irdische Liturgie hinein ragt und in ihr gegenwärtig ist, so dass sich Himmel und Erde berühren. Im ostkirchlichen Verständnis ist Liturgie sehr viel mehr als die Zusammenkunft einer mehr oder weniger grossen Gemeinschaft von Menschen. Sie wird vielmehr in die Weite des Kosmos hinein gefeiert, sie umgreift Geschichte und Schöpfung zugleich und macht die Wand zwischen der irdischen und der himmlischen Liturgie durchsichtig. Vor allem die Feier der Eucharistie wird nicht einfach in einem historischen Rückblick auf das Letzte Abendmahl verstanden, sondern im eschatogischen Vorausblick auch und vor allem als Vorwegfeier der eschatologischen Vollendung des Kosmos und der himmlischen Verherrlichung Gottes.

Nur auf diesem Hintergrund des ostkirchlichen Liturgieverständnisses kann man, um nur ein Beispiel zu nennen, die in den Orthodoxen Kirchen selbstverständliche Ostrichtung des liturgischen Betens und Feierns in adäquater Weise verstehen und würdigen. Denn in der östlichen Tradition wird die gemeinsame Ausrichtung der Gemeinde und des Priesters auf den Osten hin als „kosmisches Symbol für den wiederkommenden Christus“ verstanden[36]. Die Frage der Zelebrationsrichtung ist deshalb in erster Linie mit einer christologisch-eschatologischen und nicht mit einer ekklesiologischen Botschaft verbunden.

Müssten nicht auch wir Christen im Westen diese kosmische Dimension des Glaubens und des theologischen Denkens neu entdecken und uns von der orthodoxen Theologie bereichern lassen, wie vor allem Papst Benedikt XVI. in der Revitalisierung der kosmischen Dimension der Liturgie ein zentrales Element einer neuen liturgischen Bewegung betrachtet: „Die christliche Liturgie ist ein kosmisches Ereignis – die Schöpfung betet mit, wir beten mit der Schöpfung, und dabei öffnet sich zugleich der Weg auf die neue Schöpfung hin, auf die alle Kreatur wartet.“[37] Dies gilt zumal in der heutigen Zeit, in der wir uns um die bedrohte Schöpfung berechtigte Sorge machen? Denn auf die ökologische Herausforderung müssen wir eine Antwort aus der Kernmitte des christlichen Glaubens heraus geben.

Zugleich will dieses Beispiel eines theologisch-ökumenischen Austausches der Gaben verdeutlichen, dass solche gegenseitige Lernbereitschaft notwendig ist, damit Katholiken und Orthodoxe auf dem Weg der Wiedergewinnung der einen und ungeteilten Kirche in Ost und West vorankommen, die ihre Sinnbestimmung in der Wiederaufnahme der Eucharistiegemeinschaft finden muss, wie dies der Ökumenische Patriarch Athenagoras bereits im Jahre 1968 mit diesen eindringlichen Worten ausgesprochen hat: „Die Stunde des christlichen Mutes ist gekommen. Wir lieben einander; wir bekennen den gleichen gemeinsamen Glauben; machen wir uns zusammen auf den Weg vor die Herrlichkeit des gemeinsamen heiligen Altars, um den Willen des Herrn zu erfüllen, damit die Kirche strahlt, damit die Welt glaubt und der Friede Gottes auf alle kommt.“[38]

Daran mitwirken zu dürfen, dass dieser Weg, der vor über fünfzig Jahren so verheissungsvoll begonnen hat, sein Ziel in der eucharistischen Agape finden kann, ist eine schwere Verpflichtung, in erster Linie aber eine grosse Gnade. Denn der Dialog der Wahrheit und der Liebe dient dem grossen Ziel des Wiedergewinnens der einen und ungeteilten Kirche in Ost und West, die ihren höchsten Ausdruck in der Wiederaufnahme der eucharistischen Gemeinschaft finden muss und finden wird. Wie in der frühen Kirche das Wort „Liebe“ – „Agape“ – auch und besonders das Geheimnis der Eucharistie, in der die Liebe Christi zu seiner Kirche besonders intensiv erfahren wird, bezeichnet, so muss auch heute dort, wo Agape in einem ernsthaften Sinn als ekklesiale Realität gegeben ist, sie, um glaubwürdig sein zu können, auch zu eucharistischer Agape werden.

 

 

[1]  Unitatis redintegratio, Nr. 13.

[2]  Vgl. Ch. Lange, K. Pinggéra (Hrsg.), Die altorientalischen Kirchen. Glaube und Geschichte (Darmstadt 2010); P. Siniscalco, Le Antiche Chiese Orientali. Storia e letteratura (Roma 2005).

[3]  Vgl. E. Ch. Suttner, Vorchalcedonische und chalcedonische Christologie. Die eine Wahrheit in unterschiedlicher Begrifflichkeit, in: Ders., Kirche in einer zueinander rückenden Welt. Neue Aufsätze zu Theologie, Geschichte und Spiritualität des christlichen Ostens (Würzburg 2003) 155-170.

[4]  Vgl. K. Kardinal Koch, Jesus der Christus: Grund der Einheit oder Motiv der Trennung? in: Th. Hainthaler, D. Ansorge, A. Wucherpfennig (Hrsg.), Jesus der Christus im Glauben der einen Kirche. Christologiie – Kirchen des Ostens – Ökumenische Dialoge (Freiburg i. Br. 2019) 365-384.

[5]  Vgl. Th. Hainthaler, Hermeneutische Aspekte bei christologischen Erklärungen mit den Kirchen des Ostens, in: S. Ernst, G. Gade (Hrsg.), Glaubensverantwortung in Theologie, Pastoral und Ethik = Festschrift für Peter Knauer (Freiburg i. Br. 2015) 146-171.

[6]  Vgl. D. Winkler, Ökumene zwischen Stolper- und Meilensteinen. Der Dialog von PRO ORIENTE mit den orientalisch-orthodoxen Kirchen, in: J. Marte, R. Prokschi (Hrsg.)., WERKSTATT PRO ORIENTE. Erfolgsgeschichte eines Ost-West-Dialogs (1964-2014) = PRO ORIENTE Band XXVIII (Innsbruck – Wien 2014) 100-123.

[7]  Erklärung von Papst Johannes Paul II. und dem syrisch-orthodoxen Patriarchen von Antiochien und dem Ganzen Osten, Ignatius Zakka I. Iwas, zu gegenseitigen pastoralen Hilfen 23. Juni 1984, in: H. Meyer, D. Papandreou, H. J. Urban, L. Vischer (Hrsg.), Dokumente wachsender Übereinstimmung. Band 2: 1982-1990 (Paderborn – Frankfurt a. M. 1992) 571-574.

[8]  Vgl. J. Oeldemann, Gemeinsamer Glaube und pastorale Zusammenarbeit. 25 Jahre Weggemeinschaft zwischen der Syrisch-Orthodoxen Kirche und der Römisch-Katholischen Kirche (Basel 2011).

[9]  Gemeinsame Erklärung des Papstes Paul VI. und des koptischen Papst-Patriarchen Shenuda III. vom 10. Mai 1973, in: H. Meyer, H. J. Urban, L. Vischer (Hrsg.), Dokumente wachsender Übereinstimmung: 1931-1982 (Paderborn – Frankfurt a. M. 1983) 529-531.

[10]  Gemeinsame Erklärung von Papst Johannes Paul II. und dem Obersten Patriarchen und Katholikos aller Armenier, Karekin I., Rom, 13. Dezember 1996, in: H. Mayer, D. Papandreou, H. J. Urban, L. Vischer (Hrsg.), Dokumente wachsender Übereinstimmung. Band 3: 1990-2001 (Paderborn – Frankfurt a. M. 2003) 582-584.

[11]  Gemeinsame Erklärung von Katholikos Aram I. von Kilikien und Papst Johannes Paul II., Rom, 25. Januar 1997, in: a. a. O.,  584-587.

[12]  Wesen, Verfassung und Sendung der Kirche. Internationale Gemeinsame Kommission für den theologischen Dialog zwischen der Katholischen Kirche und den Orientalisch-Orthodoxen Kirchen, 2009, in: J. Oeldemann / F. Nüssel / U. Swarat / A. Vletsis (Hrsg.), Dokumente wachsender Übereinstimmung. Band 4: 2001-2010 (Paderborn – Leipzig 2012) 849-868.

[13]  Gemeinsame christologische Erklärung der Katholischen Kirche und der Assyrischen Kirche des Ostens, 1994, in: H. Meyer, D. Papandreou, H. J. Urban, L. Vischer (Hrsg.), Dokumente wachsender Übereinstimmung. Band 3: 1990-2001 (Paderborn – Frankfurt a. M. 2003) 596-598.

[14]  Vgl. Y. Congar, Zerstrittene Christenheit. Wo trennten sich Ost und West (Wien 1959).

[15]  W. Kardinal Kasper, Wege der Einheit. Perspektiven für die Ökumene (Freiburg i. Br. 2005) 208.

[16]  Déclaration commune du pape Paul VI et du patriarche Athénagoras esprimant leur décision d’enlever de la mémoire et du milieu de l’Église les sentences d’excommunication de l’année 1054, in: Tomos Agapis. Vatican-Phanar (1958-1970) (Rome-Istanbul 1971), Nr. 127.

[17]   J. Kardinal Ratzinger, Rom und die Kirchen des Ostens nach der Aufhebung der Exkommunikationen von 1054, in: Ders., Theologische Prinzipienlehre. Bausteine zur Fundamentaltheologie (München 1982) 214-230, zit. 229.

[18]  Vgl. K. Cardinal Koch, Auf dem Weg zur Wiederherstellung der einen Kirche in Ost und West, in: D. Schon (Hrsg.), Dialog 2.0 – Braucht der orthodox-katholische Dialog neue Impulse? (Regensburg 2017) 19-41.

[19]  Benedikt XVI., Begegnung mit den Vertretern der Orthodoxen Kirchen in Freiburg i. Breisgau am 24. September 2011.

[20]  Kongregation für die Glaubenslehre, Erklärung Dominus Iesus über die Einzigkeit und Heilsuniversalität Jesu Christi und der Kirche, Nr. 17.

[21]  Vgl. Frère Patrice Mahieu, O.S.B., Se préparer au don de l’unité. La commission internationale catholique-orthodoxe, 1975-2000 (Paris 2014); G. Martzelos, Der theologische Dialog zwischen der Orthodoxen und der Römisch-katholischen Kirche: Chronik – Bewertung – Aussichten, in: K. Nikolakopoulos (Hrsg.), Benedikt XVI. und die Orthodoxe Kirche. Bestandsaufnahmen, Erwartungen, Perspektiven (St. Ottilien 2008) 289-327; R. G. Robertson, Eastern Orthodox-Roman Catholic Dialogue (From 1980), in:  H. A. Rodano (Ed.), Celebrating a Century of Ecumenism. Exploring  the Achievements of International Dialogue (Geneva 2012) 249-263.

[22]  Dokumentiert in: H. Meyer, D. Papandreou, H. J. Urban, L. Vischer (Hrsg.), Dokumente wachsender Übereinstimmung. Band 2: 1982-1990 (Paderborn – Frankfurt a. M. 1992) 531-539.

[23]  Dokumentiert in: a. a. O., 542-551.

[24]  Dokumentiert in: a. a. O.,  556-565.

[25]  Dokumentiert in: H. Meyer, D. Papandreou, H. J. Urban, L. Vischer (Hrsg.), Dokumente wachsender Übereinstimmung. Band 3: 1990-2001 (Paderborn – Frankfurt a. M. 2003) 560-567.

[26]  Dokumentiert in: J. Oeldemann, F. Nüssel, U. Swarat, A. Vletsis (Hrsg.), Dokumente wachsender Übereinstimmung. Band 4: 2001-2010 (Paderborn – Leipzig 2012) 833-848.

[27]  Vgl. B. Hallensleben (Hrsg.), Orthodoxe Kirche in der Ukraine – wohin? Dokumente zur Debatte um die Autokephalie = Studia Oecumenica Friburgensia 92 (Münster 2019); J. Oeldemann, Orthodoxe Kirchen in der Ukraine. Zum Spannungsfeld zwischen Konstantinopel und Moskau, in: Stimmen der Zeit 144 (2019) 279-294.

[28]  Franziskus, Evangelii gaudium, Nr. 246.

[29]  Franziskus, Ansprache bei der 50-Jahr-Feier der Errichtung der Bischofssynode am 17. Oktober 2015.

[30]  Vgl. Th. Hainthaler, Nach der “Heiligen und Grossen Synode” von Kreta 2016. Fragen und Überlegungen zu einem Neuansatz des orthodox-katholischen Dialogs, in: D. Schon (Hrsg.), Dialog 2.0 – Braucht der orthodox-katholische Dialog neue Impulse? = Schriften des Ostkircheninstituts der Diözese Regensburg. Band 1 (Regensburg 2017) 118-133.

[31]  J. D. Zizioulas, Being as Communion (New York 1985); Idem, The One and the Many. Studies on God, Man, the Church and the World Today (Alhambra 2010).

[32]  Benedikt XVI., Licht der Welt. Der Papst, die Kirche und die Zeichen der Zeit. Ein Gespräch mit Peter Seewald (Freiburg i. Br. 2010) 114.

[33]  Vgl. B. Forte, Il primato nell´eucaristia. Considerazioni ecumeniche intorno al minstero petrino nella Chiesa, in: Asprenas 23 (1976) 391-410; A. Garuti, Ecclesiologia Eucaristica e primato del Vescovo di Roma, in: R. Karwacki (Hrsg.), Benedictus qui venit in Nomine Domini (Radom 200) 455-472.

[34]  M. Kunzler, Ergänzungen aus dem christlichen Osten, in: M. Heim – J. C. Pech (Hrsg.), Zur Mitte der Theologie im Werk von Joseph Ratzinger / Benedikt XVI. = Ratzinger Studien. Band 6 (Regensburg 2013) 122-140, zit. 139.

[35]  D. Staniloae, Orthodoxe Dogmatik. Band I (Zürich-Gütersloh 1985) 293.

[36]  M. Kunzler, Ergänzungen aus dem christlichen Osten, in: M. Heim / J. C. Pech (Hrsg.), Zur Mitte der Theologie im Werk von Joseph Ratzinger / Benedikt XVI. = Ratzinger-Studien. Band 6 (Regensburg 2013) 122-140, zit. 133.

[37]  J. Ratzinger, Geleitwort zur koreanischen Ausgabe von „Der Geist der Liturgie“, in: R. Voderholzer, Ch. Schaller, F. X. Heibl (Hrsg.), Mitteilungen Institut-Papst-Benedikt XVI. Band 2 (Regensburg 2009) 53-55, zit. 54.

[38]  Télégramme du patriarche Athénagoras au pape Paul VI, à l’occasion de l’anniversaire de la levée des anathèmes le 7 décembre 1969, in: Tomos Agapis. Vatican-Phanar (1958-1970) (Rome – Istanbul 1971) Nr. 277.