Grusswort bei der Unterzeichnung des Kooperationsvertrags zwischen dem St. Ephräm Wissenschaftlichen Zentrum für Orient&Okzident-Studien (STEP) und dem Internationalen Theologischen Institut (ITI)

(Trumau, am 10. Oktober 2019)

 

Sehr geehrter Herr Rektor
Exzellenzen, Professoren
Liebe Gründer des St. Ephräm Wissenschaftlichen Zentrum für Orient&Okzident-Studien
Liebe Studierende
Sehr verehrte Schwestern und Brüder im Herrn

Zur heutigen Unterzeichnung des Kooperationsvertrags zwischen dem neu gegründeten St. Ephräm Wissenschaftlichen Zentrum für Orient&Okzident-Studien (STEP) und dem Internationalen Theologischen Institut (ITI), Trumau sende ich Ihnen einen herzlichen Gruss und Segenswunsch aus Rom nach Wien, in jene Stadt, die dazu prädestiniert ist, als Brücke zwischen Ost und West zu dienen. Dies wird bestätigt durch die Präsenz der Orthodoxen Kirche in dieser Stadt seit vielen Jahrhunderten und durch verschiedene ökumenische Initiativen, die von Wien ausgegangen sind, von denen ich vor allem die Stiftung PRO ORIENTE nennen möchte. In dieser Tradition steht auch das Internationale Theologische Institut, Trumau an dem junge Menschen aus Ost und West studieren und das seinen Beitrag leistet, dass die Kirche auch heute, wie der heilige Papst Johannes Paul II. immer wieder in Erinnerung gerufen hat, mit zwei Lungen, einer östlichen und einer westlichen, atmen kann.

Solche geistliche und theologische „Atemübungen“ sind auch und gerade heute notwendig, um jene Entfremdung zwischen Ost und West überwinden zu können, die in der Geschichte eingetreten ist und unsere Beziehungen belastet hat. Ein hilfreicher Weg der Überwindung ist der Dialog zwischen dem christlichen Orient und dem Okzident, der im gegenseitigen Hören aufeinander und im Vertiefen der Tradition der jeweils anderen Kirchengemeinschaft den schönen Reichtum des christlichen Glaubens erschliessen hilft und dem Austausch der kostbaren Gaben dient, mit denen der Heilige Geist den Osten wie den Westen beschenkt hat und es auch heute tut. Diesem Ziel weiss sich das St. Ephräm Wissenschaftliche Zentrum für Orient&Okzident Studien verpflichtet, das sich als gemeinsame Plattform versteht, in der junge Theologen und Geisteswissenschaftler ein solides theologisches Fundament erhalten sollen, um der Freundschaft und dem Gedeihen von Vertrauen zwischen den Christen in Ost und West zu dienen. Denn wenn junge Menschen sich der Aufgabe widmen, die östliche und westliche Tradition ihrer Kirchen zu studieren, eröffnen sich neue und verheissungsvolle Wege in die Zukunft und wird die Annäherung unter uns Christen und Kirchen Wirklichkeit.

Der neue Wissenschaftsraum zeichnet sich dadurch aus, dass er in der Synthese von Theologie, Spiritualität und kirchlichem Leben für die junge Generation verwirklicht wird. Dazu verpflichtet er sich mit dem Namen des heiligen Ephräm, der Theologie in poetischer Gestalt betrieben hat, dem als grossem Komponisten und Musiker Theologie auch zur Liturgie geworden ist und über den Papst Benedikt XVI. das schöne Wort gefunden hat: „Theologie, Reflexion über den Glauben, Dichtung, Gesang, Lob Gottes gehen zusammen; und gerade in diesem liturgischen Charakter tritt in der Theologie Ephräms mit aller Klarheit die göttliche Wahrheit zutage.“[1]

Eine solche Symphonie ist nur möglich in einer intensiven Zusammenarbeit, die bereits bei den Gründern des Wissenschaftlichen Zentrums sichtbar ist. Ich begrüsse ganz herzlich Dr. Givi Lomidze und Bischof Dositeos von der Georgisch-Orthodoxen Kirche und Professorin Michaela Hastetter und den emeritierten Theologieprofessor Pater Stephan Horn von der Katholischen Kirche. Dass ein orthodoxer Bischof, ein orthodoxer Wissenschaftler und Laientheologe, eine katholische Theologin und ein langjähriger deutscher Professor bei der Gründung eine theologische Ausrichtung gewählt haben, die auf der Vätertheologie des Ersten Jahrtausends aufruht und den Dialog mit Herausforderungen und Denkrichtungen in der Gegenwart sucht, bringt ihre Überzeugung zum Ausdruck, dass Katholische und Orthodoxe Kirche gerade in der gemeinsamen Rückbesinnung auf die Väter des ersten Jahrtausends in Ost und West verschiedene Traditionen ausgebildet haben, aber gemeinsam „Alte Kirche“ sind.

Ich gratuliere den Gründern dieser Initiative und freue mich mit ihnen. Ich beglückwünsche die Studierenden an diesem Wissenschaftlichen Zentrum und hoffe, dass sie bei ihren Studien viel Freude erfahren werden, und zwar jene Freude, deren Zwillingsschwester die Wahrheit ist, wie der katholische Dichter Paul Claudel mit seinem tiefen Wort ausgesprochen hat: „Wo die meiste Wahrheit ist, ist auch die meiste Freude.“ In diesem Sinne wünsche ich dem Wissenschaftlichen Zentrum gutes Gedeihen und – auf die Fürbitte des heiligen Ephräm – Gottes begleitenden Segen. Ihnen allen wünsche ich einen frohen Abend, der ein beeindruckendes Zeugnis für Jesus Christus, unseren gemeinsamen Gott und Herrn ist, der uns zu Versöhnung und Einheit ruft.


 

[1]  Benedikt XVI., Katechese über  den heiligen Ephräm den Syrer bei der Generalaudienz am 28. November 2007.